Kriminalliteratur

Die erste Kriminalgeschichte der Welt ist vermutlich das norwegische Buch Mordet på Maskinbygger Roolfsen (dt.: Der Mord an Maschinenhersteller Roolfsen), geschrieben von Mauritz Hansen in den Jahren 1839 bis 1840 und damit ein Jahr vor Edgar Allan Poes Der Doppelmord in der Rue Morgue. Jetzt, nach etwa 175 Jahren, erobert die norwegische Kriminalliteratur die Welt!

Die qualitativ hochwertige norwegische Kriminalliteratur hat eine lange Tradition. Zu den Klassikern der norwegischen Krimis gehört der psychoanalytische Kriminalroman Tod im Blausee von 1942, geschrieben von André Bjerke unter dem Pseudonym Bernhard Borge, sowie Gerd NyquistsAvdøde ønsket ikke blomster (dt.: Die Toten wollten keine Blumen) von 1960.

Die moderne norwegische Kriminalliteratur ist in großem Maße von dem schwedischen Autorenduo Maj Sjöwall und Per Wahlöö beeinflusst, das zwischen 1965 und 1975 zehn Romane über den Polizeiinspektor Martin Beck geschrieben hat. Für diesen Typ der Kriminalliteratur ist die gesellschaftskritische Perspektive charakteristisch. In Norwegen gibt es eine Reihe von berühmten zeitgenössischen Autoren, die in diesem Genre veröffentlichen.

Gunnar Staalesen, Foto: Helge Skodvin

Gunnar Staalesen erhielt große internationale Anerkennung für seine Krimis um die Figur des Privatdetektivs Varg Veum, eines Helden wie bei Raymond Chandler, mit sozialdemokratischer Gesinnung. International ebenfalls anerkannt ist Krimiautorin Karin Fossum, die psychologische Krimis mit dem Detektiv Konrad Sejer als Protagonisten schreibt. In dieser Reihe sind bisher zehn Bücher erschienen, und ihre Werke wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Anne Holt erreichte enormen internationalen Erfolg mit ihren zwei Buchserien – bei der einen handelt es sich um eine realistische Polizeiromanserie um die psychisch gestörte, lesbische Polizistin Hanne Wilhelmsen, bei der anderen um eine Serie über das glückliche Paar Vik und Stubø. Holts Bücher wurden weltweit mehr als sieben Millionen Mal verkauft.

Anne Holt, Foto: Anna-Lena Ahlström
Unni Lindell, Foto: Olav Heggø

Norwegens zweifellos bestverkaufter Autor weltweit ist jedoch Jo Nesbø,der mit seinen Krimiromanen um den Antihelden Harry Hole, einen Polizeiinspektor, berühmt wurde. Seine Romane wurden in 50 Sprachen übersetzt. Er wurde dafür gelobt, dass er dank seines literarischen Könnens, seines psychologischen Verständnisses und seiner Darstellung des Lebens in einer modernen, globalisierten Welt das Genre ausgebaut hat. Weitere erfolgreiche Krimiautoren sind Jørn Lier Horst und Unni Lindell. Horsts Bücher zeichnen sich durch extrem realitätsnahe Handlungen und Beschreibungen der Polizeiarbeit aus, was bei seinem Hintergrund als Polizist nicht verwundert. Auch Lindell legt in ihren Büchern großen Wert auf Realitätsnähe und ist mit ihren Storys um den Polizisten Cato Isachsen sehr erfolgreich.

Tom Egeland, Foto: Raymond Mosken

Insgesamt zeichnet sich die norwegische Kriminalliteratur durch eine große Vielfalt aus. Der Autor und Journalist Tom Egeland ist am besten bekannt für seine Bücher über den Archäologen Bjørn Beltø, der Hauptfigur einer Action- und Abenteuerreihe mit deutlichem Bezug zu Rätseln aus der Vergangenheit. Egeland wird oft mit dem amerikanischen Autor Dan Brown verglichen.