Bjørnson und Bollywood: Der Nobelpreisträger Bjørnstjerne Bjørnson (1832-1910)

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Geschrieben von Das Museum Aulestad, Bente Forberg

Bjørnson schrieb Geschichten, Romane, Theaterstücke, Artikel, Reden und Briefe. Was heute jedoch am meisten an ihn erinnert, sind seine Gedichte, die von vielen Komponisten vertont wurden. "Ja, vi elsker" (dt. «Ja, wir lieben») ist das Bekannteste. Es erzählt Norwegens Geschichte in acht Versen und ist Norwegens Nationalhymne.

Literaturnobelpreisträger Bjørnstjerne Bjørnson

Jedes Mal, wenn ein norwegischer Sportler einen internationalen Wettbewerb gewinnt und die Nationalhymne gespielt wird, werden wir so auch an Bjørnson erinnert.

Bjørnstjerne Bjørnson war das älteste von sechs Geschwistern, die in einem Pfarrhaus weit oben in einem steilen norwegischen Tal geboren wurden. Nur wenige, wenn überhaupt, wurden vor oder auch nach ihm Bjørnstjerne genannt. Die Schule lag ihm nicht so sehr, aber bereits früh trug er ein grosses Engagement in sich, das er teilen wollte. Zuerst mit seiner lokalen Umgebung, dann mit der norwegischen Nation und schliesslich mit Europa und der ganzen Welt.

Revolution und Freiheit

Bereits als 15-Jähriger war Bjørnstjerne Bjørnson 1848 an Ereignissen interessiert, die weit entfernt von seiner Heimatregion stattfanden. Inspiriert durch die Februarrevolution in Frankreich schrieb er seinen ersten Artikel in der Lokalzeitung unter dem Titel "Freiheitsappell an die Moldenser". Es war ein starker Aufruf an die Einwohner der kleinen Küstenstadt Molde, den norwegischen Verfassungstag zu feiern. Norwegen befand sich zu dieser Zeit in einer Personalunion unter der schwedischen Krone, was die Feierlichkeiten zur eigenen norwegischen Verfassung dämpfte. Der junge Bjørnson aber meinte, die Freiheit sollte trotzdem gefeiert werden.

Autor und Gesellschaftskritiker

Bjørnson schrieb weiter und debütierte mit der Geschichte «Synnøve Solbakken» - einer Gegenwartsgeschichte aus dem Jahr 1857. Er interessierte sich stark für das Dorf- und bäuerliche Landleben. Wenn Norwegen eine unabhängige Nation werden wolle, dann solle es sich auf das Bauerntum und dessen Wissen konzentrieren, meinte er. Bjørnsons Poesie war oft ein Beitrag zu einer andauernden gesellschaftlichen Debatte. Er griff kleine und große Themen wie Frieden, Gleichheit, Gleichstellung und die Rechte von Minderheiten auf.

Norweger und Europäer

Der Bauernhof und das Haus Aulestad, das wunderschön an einer Talseite mitten im Landesinneren Norwegens liegt, standen häufig im Mittelpunkt der Dinge, da Bjørnson selbst im Mittelpunkt stand – über die Grenzen Norwegens hinaus in den nordischen Ländern und ganz Europa. Er war häufig auf Reisen und hatte lange Aufenthalte im Ausland. Seine Theaterstücke wurden auf vielen europäischen Bühnen inszeniert und seine Artikel von verschiedenen europäischen Zeitungen veröffentlicht.

Norwegens Nationalhymne

Bjørnson schrieb Geschichten, Romane, Theaterstücke, Artikel, Reden und Briefe. Was heute jedoch am meisten an ihn erinnert, sind seine Gedichte, die von vielen Komponisten vertont wurden. "Ja, vi elsker" (dt. «Ja, wir lieben»)ist das Bekannteste. Es erzählt Norwegens Geschichte in acht Versen und ist Norwegens Nationalhymne. Jedes Mal, wenn ein norwegischer Sportler einen internationalen Wettbewerb gewinnt und die Nationalhymne gespielt wird, werden wir so auch an Bjørnson erinnert.

Frauen und Frauenrechte

Bjørnson war der Verfasser seiner Zeit mit den meisten Frauen als Protagonistinnen seiner Bücher, die häufig auch deren Namen zum Titel hatten. Seine literarischen Frauen bedeuteten vielen Leserinnen viel, weil Bjørnson Erfahrungen und Erlebnissen von Frauen einen zentralen Platz einräumte. Das war zu seiner Zeit keineswegs selbstverständlich und junge Wissenschaftler forschen auch heutzutage noch zum Frauenbild in Bjørnsons Werk.

Hinrichtung und Selbstmordattentäter

Als Neunjähriger war Bjornstern gezwungen, der Hinrichtung eines jungen Mannes beizuwohnen, der des Mordes beschuldigt wurde. Björnstjernes Vater war Priester, und im Pfarrhaus lernte Björnstjerne den Angeklagten kennen. Er hatte das starke Gefühl, dass der zum Tode verurteilte unschuldig gewesen war. Später schrieb Bjørnson über diese Erfahrung in der Geschichte «Eine hässliche Kindheitserinnerung». War diese Erfahrung der Auftakt für Bjørnsons starken Sinn für Gerechtigkeit, der ihn sowohl im Leben, wie in seinem Werk, begleitete? Und beschreibt sein Elias-Lied im Drama «Über unsere Kraft II» den ersten Selbstmordattentäter der Literaturgeschichte?

Synnøve und Bollywood

Das Debütwerk «Synnøve Solbakken» wurde oft als bäuerlich-romantisch und nationalromantisch kritisiert. Ist es das? Die unglückliche Liebe zwischen Synnøve und Torbjørn spricht viele heutige Schüler mit Migrationshintergrund an. Die Tradition, in der Eltern einen Ehepartner für die Kinder wählen, ist gebrochen, die Liebe gewinnt. Literaturwissenschaftler haben große Ähnlichkeiten zwischen Bjørnsons Werk und klassischen Filmen aus Hollywood und Bollywood aufgezeigt.

Happy Ends und Nobelpreis

Bjørnsons Stil ist von seinen Glauben an die Zukunft und den Fortschritt geprägt und die meisten seiner Romane und Dramen haben ein "Happy End". Dies erfüllte Alfred Nobels Satzung für den Literaturnobelpreis, den Bjørnstärn Bjørnson 1903 für sein literarisches Gesamtwerk erhielt.

Amnesty Aulestad

Bjørnsons Slogan war "Frieden ist nicht das höchste Gut, sondern überhaupt etwas zu wollen". Eine Aufforderung, die bis heute besteht - in Frankfurt, in Norwegen und auf der ganzen Welt. Engagement wird immer modern sein. Neue Themen kommen und gehen, aber gesellschaftliches Engagement muss es stets geben. Von Bjørnson wurde gesagt, er habe bereits 70-80 Jahre vor der Gründung von Amnesty International deren Arbeit von Aulestad aus betrieben. Wir brauchen solche Bjørnstjernes und deren Stimmen in unserer Zeit.

Literatur und Natur

Vor den Toren von Lillehammer, das heute für Literatur, Sport und Natur bekannt ist, lebte Bjørnstjerne Bjørnson auf dem farbenfrohen Bauernhof Aulestad. Das einzigartige Künstler- und Nobelpreisträger-Heim ist ein Erlebnis und einen Besuch wert.

www.aulestad.no

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