Die Übersetzerstafette: Frank Zuber

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Interview
Geschrieben von Anna Schüller, NORLA

Heute richten wir das Spotlight auf niemand geringeren als Frank Zuber. Frank Zuber wurde am 11. Oktober auf der Frankfurter Buchmesse NORLAS Übersetzerpreis 2018 verliehen. Überreicht wurde der Preis durch Norwegens Kulturministerin Trine Skei Grande.

Frank Zuber, Foto: Sabine Felber

Den Übersetzern und ihrem hervorragenden Einsatz ist es zu verdanken, dass norwegische Literatur heute so erfolgreich in die Welt hinausgetragen werden kann. Um Licht auf ihre anspruchsvolle Arbeit zu werfen, haben wir eine Interviewreihe gestartet - die Übersetzerstafette -, in der wir Übersetzer und Übersetzerinnen, die aus dem Norwegischen ins Deutsche übersetzen, besser kennenlernen.

Frank, beschreiben Sie uns doch bitte Ihren Arbeitsplatz!

Ein großer Vorteil des Übersetzens ist, dass man es praktisch überall tun kann. Im Grunde braucht man nur Internet-Zugang. Manchmal würde ich am liebsten tagelang Zug fahren, weil ich zum Beispiel sehr gut in Zügen arbeiten kann. Daheim können sowohl andere Pflichten als auch Zerstreuungen leicht ablenken. Eine äußerst kreative Periode hatte ich während des Aufenthaltes im Übersetzerhotel mit Arbeitsplatz in den Räumen von NORLA. Leider kann ich mir ein getrenntes Büro nicht leisten, aber zum Glück habe ich auch ein helles Arbeitszimmer mit Aussicht, in dem ich halbwegs ungestört arbeiten kann.

Wann haben Sie sich entschieden und was hat Sie dazu motiviert Bücher zu übersetzen?

Ich habe Skandinavistik, Germanistik und Anglistik mit den Schwerpunkten Sprache und Literatur studiert, und schon während des Studiums befasste ich mich mit literarischem Übersetzen. Später leitete ich Sprach- und Übersetzungskurse am Institut für Skandinavistik der Goethe-Universität in Frankfurt. Parallel dazu begann ich, in die Welt des professionellen Übersetzens einzutauchen. Dabei waren zahlreiche NORLA-Seminare äußerst hilfreich. Es war ein ziemlich langer Prozess, aber schließlich war ich in der Lage, mich ganz auf eine Seite zu konzentrieren, und so entschied ich mich für die „praktische“, die mir ohnehin mehr Spaß machte.

Was tun Sie als Übersetzer um besser zu werden?

Die beste Methode ist, viel zu lesen. Bei guten Büchern oder guten Übersetzungen stellt sich oft ein Aha-Effekt ein. („Ja, so kann man das auch machen“ oder „Oh, so hätte ich das übersetzen sollen.“) Leider habe ich für die muttersprachliche Literatur oft viel zu wenig Zeit, wenn ich über die skandinavische Literatur möglichst auf dem Laufenden bleiben will, zumal ich auch sehr gerne englischsprachige Literatur im Original lese. Weiterhin sehr hilfreich sind gute Lektoren, mit denen man diskutieren kann und die einem die Augen für manchen Skandinavismus öffnen, der in der Eile geschieht. Auch das gemeinsame Übersetzen mit Kollegen kann den sprachlichen Horizont beträchtlich erweitern.

Was sind besondere Schwierigkeiten, die das Übersetzen aus dem Norwegischen ins Deutschen mit sich bringt?

Eines der größten Probleme ist wohl der vergleichsweise kleine Wortschatz der norwegischen Sprache. Es ist sehr schwierig, den Wortschatz einer Sprache in genauen Zahlen zu erfassen, doch kann man sagen, dass sich im Deutschen eine höhere Zahl ergibt, während der Schritt zum Englischen noch einmal um ein Vielfaches größer ist. (Glückliche englische Übersetzer!) Vielleicht liegt es unter anderem daran, dass es in norwegischen Büchern mehr Wiederholungen gibt, die man (sofern sie kein bewusstes Stilmittel sind) in der Übersetzung eher vermeiden sollte. Da heißt es variieren oder auch streichen. Auch die norwegische Syntax bietet bekanntlich einige Probleme. Man muss aufpassen, dass man nicht über zu viele hässliche Relativsätze im Deutschen stolpert. Die „falschen Freunde“ innerhalb der germanischen Sprachen muss ich hier wohl kaum noch einmal erwähnen.

Wie wichtig ist der Austausch mit dem Autor und wie häufig Sind Sie in der Regel in Kontakt?

Das ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Generell gilt: Je besser ein Buch geschrieben ist, desto weniger Fragen bleiben offen, insbesondere bei Sachbüchern. Natürlich hat es auch viel mit persönlicher Sympathie zu tun. Wenn die Chemie stimmt, ist auch der Kontakt intensiver. Die meisten Autoren freuen sich darüber, manche sind weniger begeistert. Nicht zuletzt dank NORLA kenne ich fast alle norwegischen Autoren, die ich übersetze, persönlich. Besonders intensiv kann der Kontakt bei Sachbüchern sein, wenn diese dem deutschen Markt angepasst werden. In diesem Fall kommt es oft zu einer sehr kreativen Zusammenarbeit.

An wen möchten Sie die Übersetzerstaffette weiterreichen? Und welche Frage möchten Sie beantwortet wissen?

Günther Frauenlob: Du arbeitest seit einiger Zeit zusätzlich als Literaturagent, allerdings in die andere Richtung. Hat dies Deine Arbeit als Übersetzer verändert?

Hier erfahren sie was Günther geantwortet hat.

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