Norwegische Museen: Das Garborgsenter

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Geschrieben von Garborgsenteret

Das Garborgsenter im Süden von Stavanger, ist ein Literaturmuseum für das Schriftstellerehepaar Arne und Hulda Garborg. Bekannt ist das Museum besonders für seine innovative Arbeit.

Das Schaffensdomizil Arne Garborgs, Knudaheio. Foto: Jan Nordtveit / Garborgsenteret.

Das Garborgsenter im Süden von Stavanger, ist ein Literaturmuseum für das Schriftstellerehepaar Arne Garborg (1851-1924) und Hulda Garborg (1862-1934). Es ist für seine innovative Arbeit bekannt. Bei der Ausstellung soll sich der Besucher auf hohem Niveau interaktiv mit dem Gezeigten auseinanderzusetzen. Ziel ist es hauptsächlich, die Gäste zu mehr gesellschaftlichem Engagement anzuregen.

Das Garborgsenter. Foto: Asle Haukland / Garborgsenteret

Die zweite Hälfte des 18.Jahrhunderts ist eine wichtige Periode in der norwegischen Literatur. Arne Garborg war einer der bedeutendsten Dichterphilosophen Norwegens. Er schrieb sowohl Romane als auch Gedichte, Essays und Sachprosa. Auch war er ein eifriger Teilnehmer am gesellschaftlichen Diskurs. Mehrere seiner Bücher werden zu den besten in Norwegen geschriebenen Werken ihres Genres gerechnet.

Garborg war darüber hinaus ein feuriger Verfechter des Neunorwegischen, des sogenannten «nynorsk». Im Gegensatz zum «bokmål», welches sich in wesentlichen Zügen am Dänischen orientiert, basiert das Neunorwegische eher auf den alten, ländlichen Dialekten Norwegens. In seinen Werken bediente sich Arne Garborg dieser Sprachform und war dadurch entscheidend am Durchbruch des Neunorwegischen beteiligt. Heutzutage ist das nynorsk dem bokmål gleichgestellt.

Arne Garborg (1851-1924)Foto: Unbekannt / Nasjonalbiblioteket

In unserer Zeit sind Garborgs meist gelesene Werke der Gedichtzyklus «Das Kind der Berge» (Haugtussa), welcher unter anderem von Edvard Grieg vertont wurde (Op.67) und sein Roman «Frieden» (Fred). Seiner Zeit stellten auch die Romane «Bauernstudenten» (Bondestudentar), «Aus der Männerwelt» (Mannfolk), «Bei Mama» (Hjå ho mor), «Müde Seelen» (Trette menn) und «Der verlorene Vater» (Den burtkomne Faderen) wichtige Werke dar. Seine besten Bücher schrieb Garborg zwischen 1880 und 1890. Zeit seines Lebens sollte er ein einflussreicher Intellektueller in Norwegen bleiben.

Hulda and Arne Garborg. Foto: August Haraldsson / Nasjonalbiblioteket

Die 11 Jahre jüngere Hulda, die bis zu ihrer Hochzeit mit Arne Garborg im Jahre 1887 Bergersen hieß, bekam ihren großen Durchbruch um das Jahr 1890. Die Liste ihrer Verdienste ist lang. «Rasjonelt fjøsstell» ist das meistgespielte Theaterstück in Norwegen, das Buch «Heimestell» ist eines der am häufigsten verkauften Kochbücher und «Norsk klædebunad» ist DAS Standartwerk über norwegische Volkstrachten schlechthin. Huldas Herz schlug für die norwegische Volkskultur, was ihr die Beinamen «Bunadens mor» (Mutter der Trachten) und «Mor Noreg» (Mutter Norwegens) einbrachte. Auch ihre Romane und Gedichtbände zeichneten sich aus und sie wurde in ihrer Zeit viel gelesen. Sie war ebenfalls eine einflussreiche Feministin und eine der ersten weiblichen, norwegischen Lokalpolitikerinnen. Ihr Roman «Kvinden skapt av Manden», eine Protestantwort auf Otto Weiningers frauenfeindliche Philosophie, wurde ein Bestseller.

Hulda Garborg (1862-1934). Foto: Ludvig Forbeck / Aschehoug forlag

Arne und Hulda Garborg kämpften für die norwegische Unabhängigkeit, Demokratie, Menschenrechte, Gerechtigkeit und Gleichheit.

Das Autorenehepaar reiste viel und hielt sich zeitweise in Deutschland und Frankreich auf. Um das Jahr 1890 waren Arne und Hulda Teil des Theatermilieus um die Freie Bühne Berlin und in deutschen Literaturzeitschriften wurde Arne zu einem der am häufigsten erwähnten Autoren des Jahrzehnts gekürt. Er trat in regen Kontakt zu namenhaften deutschen Schriftstellern und manche reisten sogar auf seine norwegische Berghütte, um ihn dort zu besuchen. Der Nobelpreisgewinner Gerhard Hauptmann und dessen erste Frau Marie Herzfeld zählten zu Arne und Huldas besten Freunden. Garborg war eine wichtige Inspirationsquelle für europäische Naturalisten und seine Bücher erfreuten sich in Deutschland mehrerer Auflagen.

Das Garborgsenter. Foto: Asle Haukland / Garborgsenteret

Das Literaturmuseum Garborgsenteret öffnete 2012 seine Türen und liegt zusammen mit der Stadtbibliothek in Bryne, im Süden von Stavanger. Das Museum will zum Lesen und selbst gestalten anregen, aber auch eine Arena für soziale Zusammenkünfte bieten und zu gesellschaftlichem Engagement inspirieren. Im Garborgsenteret gilt das Prinzip «learning by doing»: Die Ausstellung läd die Gäste dazu ein, eigene Meinungen zu vertreten und Aufgaben zu lösen, um besser mit Arne und Hulda Garborg bekannt zu werden. Zusätzlich zur festen Exposition mit interaktiven, haptischen Elementen, kann man auch temporäre Ausstellungen besuchen, die das Schriftstellerehepaar zum Thema haben.

Auch die Geburtsstätte Arne Garborgs, Garborgheimen, und dessen Schaffensdomizil, Knudaheio, sind heutzutage offene Museen. Beide liegen nur eine kurze Autofahrt vom Garborgsenteret entfernt. Auf diese Weise ist es möglich, an einem Tag drei verschiedene Garborg-Museen zu besuchen.

Die Geburtstätte Arne Garborgs, Garborgheimen. Foto: Asle Haukland / Garborgsenteret

Das Haus, in welchem Arne Garborg geboren wurde, ist ein sogenanntes «jærhus»; eine spezielle Holzhausart, die im Jæren (Garborgs Heimatregion) vom 15. bis 19. Jahrhundert typisch war. Es wurde von dessen Eltern im Jahre 1848 gebaut und Arne wurde dort nur 3 Jahre später, im Jahr 1851, geboren. Das Haus ist gut erhalten und zeitlich typisch möbliert. Dem Roman «Frieden» dient es als Kulisse.

Knudaheio liegt in den Hügeln bei Undheim. Als Garborg «Das Kind der Berge» schrieb, gedachte er seiner Kindheitserinnerungen an diese Landschaft. 1899 wurde dort sein Haus gebaut, welches er Zeit seines Lebens in den Sommermonaten bewohnen sollte. Von seiner Schreibstube aus hat man einen wunderschönen Blick über Jæren, bis hin zum Meer. Sowohl Arne als auch Hulda Garborg wurden in ihrem Garten in Knudaheio begraben.

Das Schaffensdomizil Arne Garborgs, Knudaheio. Foto: Jan Nordtveit / Garborgsenteret

Besuchen Sie gerne die Webseite des Museums jaermuseet.no.

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