Die Magie der Bücher

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Geschrieben von Nora Steenberg, BOK365

Norwegische Kinderbuchautoren und -illustratoren profilieren sich in der internationale Szene.

Foto: JR Korpa

Als ich Majas Text zu ersten Mal gelesen habe, musste ich weinen, so schön fand ich ihn.

-Ich war eigentlich sehr überrascht davon, wie gut meine Bücher aufgenommen wurden, weil ich meine Illustrationen ein bisschen seltsam finde. Aber vielleicht bin ich nicht so seltsam, wie ich dachte. Ich fühle mich in meine Zeichnungen ein und das hat einige Leser offenbar angesprochen.

Lisa Aisato hat sich in den letzten Jahren als eine der bekanntesten norwegischen Illustratorinnen etabliert. Dass ihre Bücher „einige Leser angesprochen haben“ ist ein understatement. Als Illustratorin von Werken anderer Autoren und ihrer eigenen Bücher hat Aisato ein breites Publikum angesprochen, und die farbenfrohen Illustrationen fanden auch außerhalb der norwegischen Landesgrenzen Beachtung. Klaus Hagerups Das Mädchen, das die Bücher retten wollte, das von Aisato illustriert wurde, ist ein gutes Beispiel dafür. Das Buch wurde bislang in 22 Länder verkauft.

Zeichnungen aus der Schneeschwester von Lisa Aisato

-Das ist ganz fantastisch und freut mich sehr. Leute, die mit Büchern arbeiten, lieben Bücher, und dieses Buch handelt ja von der Liebe zu Büchern. Also kann ich verstehen, dass Verlagsleute das Buch mögen, erklärt sie das große internationale Interesse.

Einige von Aisatos anderen Büchern haben ebenfalls die Reise über die Grenzen Norwegens angetreten. Snart sover du, En fisk til Luna, Odd er et egg und Fugl werden in sieben Sprachen übersetzt.

Das Buch mit Maja Lunde

In diesem Herbst erscheint ein neues von Aisato illustriertes Buch, das sie zusammen mit der nicht unbekannten Maja Lunde herausgegeben hat. Lunde feierte ihren internationalen Durchbruch mit Die Geschichte der Bienen, das in 30 Sprachen übersetzt wurde und im letzten Jahr Deutschlands meistverkauftes Buch war. Deshalb ist es keine allzu gewagte Prophezeiung, dass Die Schneeschwester in diesem Herbst wahrscheinlich auf den Bestsellerlisten zu finden sein wird.

-Als ich Majas Text zum ersten Mal gelesen habe, musste ich weinen, so schön fand ich ihn. Und dann bekam ich Angst und fragte mich, wie ich es schaffen sollte, diesem Text mit meinen Illustrationen gerecht zu werden. Aber ich hoffe, es ist mir gelungen. Ich habe versucht „zeitlose Illustrationen“ zu schaffen, mit einer melancholischen Ausstrahlung.

Die Schneeschwester (Maja Lunde & Lisa Aisato)

Die Schneeschwester ist eine Weihnachtsgeschichte mit 24 Kapiteln, die verglichen wird mit den klassischen Weihnachtsgeschichten wie A Christmas Carol von Charles Dickens. Sie handelt von Julian, der glaubt, dass Weihnachten ausfällt, da seine Eltern um Juni trauern, seine verstorbene große Schwester. Als die Weihnachtsliebhaberin Hedvig auftaucht, kann Julian sich wieder auf Weihnachten freuen. Doch in dem Haus, in dem Hedvig wohnt, ist irgendetwas Geheimnisvolles im Gange …

-Ich finde, das Buch ist sehr spannend und sehr schön, und ich freue mich darauf, es mit anderen zu teilen. Es ist ein Pageturner, es wird also bestimmt nicht leicht, nur ein Kapitel am Tag zu lesen, sagt Aisato.

„Verwöhnte Illustratoren“

Es gibt mehrere norwegische Bilderbücher, die im Ausland bekannt wurden – und Aisato glaubt, dass dies an den guten Rahmenbedingungen in Norwegen liegt.

-In Norwegen sind wir wohl ein bisschen verwöhnt durch die staatliche Förderung von Literatur und Sachprosa und die Kulturzuschüsse, denn beides sorgt dafür, dass die Verlage uns erlauben, ein bisschen zu experimentieren, ohne dass die Aussicht auf einen kommerziellen Erfolg unbedingt im Mittelpunkt steht. Es ist in Ordnung, grotesk und sonderbar zu sein, und über Themen zu schreiben, die in anderen Ländern vielleicht tabubehaftet sind. Ich glaube, das führt dazu, dass wir gegenüber dem Rest der Welt ein bisschen im Vorteil sind.

Maja Lunde & Lisa Aisato, Foto: Sturlason

Sie möchte sich gern für einige norwegische Illustratoren einsetzen, die für ausländische Leser interessant sein könnten.

-Ich bin sehr begeistert von Svein Nyhus und Gro Dahle, schwärmt Aisato. Die Eheleute Nyhus und Dahle haben bei mehreren Bilderbüchern zusammengearbeitet, die tabubelastete Themen behandeln. Ihre Bücher wurden in 16 Länder verkauft, von denen unter anderem Angry Man großes internationales Interesse geweckt hat. Während Angry Man von Vätern handelt, die mit Wut reagieren, ist es im diesjährigen Herbsttitel The Dragon die Mutter, die Böses vorhat.

-Auch Camilla Kuhn macht viele schöne Sachen und hat mehr Aufmerksamkeit verdient. Gorm er en snill orm finde ich sehr cool, und das gilt auch für Lunda på rideskole. Jedes Mal wenn ich es lese, muss ich lachen, verrät Aisato. Kuhn wurde bislang nach Dänemark und Schweden verkauft.

Eine universale Geschichte

Håkon Øverås ist ein weiterer norwegischer Kinderbuchautor, der große Erfolge mit seinen Büchern hatte, sowohl in Norwegen als auch international. Die Bücher Super-Bruno, Super-Laura und Super-Matze (Gyldendal/Gyldendal Agency) wurden von Øyvind Torseter illustriert und handeln von drei Kindern, die zuerst Superhelden und dann Superfreunde werden. Die Bücher wurden bislang in 30 Länder verkauft.

Øverås ist selbst überrascht von der positiven Aufnahme seiner Bücher.

-Øyvind und ich haben uns sehr über das internationale Interesse gewundert. Wir kommen beide aus kleinen Orten in Norwegen und hatten beim Schreiben und Zeichnen unsere Heimatdörfer vor Augen. Dass diese Gesellschaften im Ausland so viel Anklang fanden, zeigt wohl, dass wir eine universale Geschichte geschaffen haben.

Brown war im In- und Ausland von Anfang an erfolgreich, als es 2013 erschien. Øverås hatte eigentlich keine Fortsetzung für das Buch geplant – doch das war bevor er Torseters Illustrationen gesehen hatte.

-Aufgrund der Zeichnungen wollte ich diese Serie weiterschreiben. Als ich Øyvinds Illustrationen sah, bekam ich Lust, die anderen Figuren lebendig zu machen.

Mit Klassikern zu vergleichen

-In Norwegen werden sehr gute Bilderbücher gemacht, und das Niveau ist sehr hoch, sagt Øverås und hebt besonders Anna Fiske als Illustratorin hervor, die er besonders schätzt.

Anna Fiske, Photo: Maja Hattvang

Fiske steht hinter mehreren gutverkauften Bilderbüchern, mit eigenen Texten sowie als Illustratorin für andere Autoren. Sie erhielt einige angesehene Preise für ihre Werke. Am bekanntesten sind ihre Hallo-Bücher, großformatige Wimmelbücher mit unterschiedlichen Themen. Fiske erlangte internationale Beachtung und ihre Bücher wurden in neun Länder verkauft.

Waffelherzen (Maria Parr)

Maria Parr wird von ihrem norwegischen Verlag als „Superstar der norwegischen Kinderliteratur“ beschrieben, und das ist nicht allzu übertrieben. Sie debütierte 2005 mit Waffle Heart (Waffelherzen an der Angel) (Samlaget/Hagen Agency), doch der große Durchbruch gelang ihr 2009 mit dem Buch Tonje Glimmerdal (Sommersprossen auf den Knien). Für dieses Buch erhielt sie den Brage-Preis, den Teskjerrings-Preis und den Kritiker-Preis. Den renommierten Brage-Preis erhielt sie auch 2017 für Keeperen og havet. Parrs Bücher wurden in 31 Sprachen übersetzt und man vergleicht sie mit Johanna Spyri und Astrid Lindgren.

Kokotopia (Simon Stranger)

Kokotopia von Simon Stranger und der Illustratorin Helena Lindholm wurde ebenfalls mit den modernen Klassikern verglichen. Kokotopia ist das erste Buch einer Serie, die sich auf humorvolle Weise mit der Weltgeschichte befasst. Eine Beschreibung lautet: Andy Griffiths Das verrückte Baumhaus trifft auf die französische Zeichentrickserie Es war einmal … der Mensch. Dies ist kein abwegiger Vergleich, da Stranger die Bücher von Andy Griffith ins Norwegische übersetzt hat. In Kokotopia haben sich Stranger und Lindholm buchstäblich in die Geschichtsbücher eingetragen, wenn die Leser den Figuren Helena und Simon im ersten Band der Kokotopia-Serie auf ihrer Reise durchs Mittelalter folgen. Der zweite Band der Serie ist für 2019 geplant – und darin werden Helena und Simon ins Altertum geschickt.

Für die Allerkleinsten

Åshild Kanstad Johnsen gehörte zu Beginn der 2010er-Jahre zu den stärksten norwegischen Bilderbuch-Exporten. Seit sie mit Block makes a Museum (Kubbes Museum)(Gyldendal/Gyldendal Agency) debütierte, wurden die Geschichten über den kleinen Baumstumpf Kubbe in 15 Länder verkauft.

Eine weitere von den Kritikern gelobte Bilderbuchautorin ist Kari Stai, bekannt geworden durch ihre Bücher über Jakob und Neikob (Jakob und Neinkob) (Samlaget/Hagen Agency). Stai erhielt den Kulturdepartementets Debutantpris (Förderpreis für Nachwuchsautoren des Kulturministeriums), den Brage-Preis und den Kritiker-Preis für die Bücher über die beiden guten, aber ungleichen Freunde. In diesem Herbst erscheint Stais fünftes Buch über das ungleiche Duo: Jakob og Neikop og Alle Andre.

Kubbes Museum (Åshild Kanstad Johnsen) & Jakob und Neinkob (Kari Stai)

Die Bücher über Bukkene Bruse (Die Böckchenbande) war in den letzten Jahren der größte Bilderbucherfolg Norwegens. Die drei Böckchen in der Serie entstammen dem klassischen Volksmärchen Bukkene Bruse, in dem die drei Böcke auf die Weide gehen, um sich dick und rund zu fressen. Aber Bjørn F. Rørvik und die Illustratorin Gry Moursund schicken die Böcke in ihren Büchern lieber ins Schwimmbad und in die Schule. Die Bücher Bukkene Bruse på badeland (Die Böckchen-Bande im Schwimmbad), Bukkene Bruse vender tilbake und Bukkene Bruse begynner på skolen (Die Böckchenbande in der Schule)(Cappelen Damm/Cappelen Damm Agency)wurden in neun Länder verkauft. In Norwegen erreichte die Serie über die Böckchen insgesamt eine Auflage von über 400.000 Exemplaren.

Aus dem Norwegischen von Inge Wehermann

Kinder- und Jugendliteratur