Auf den diesjährigen Internationalen Kinder- und Jugendbuchwochen Köln war auch der mehrfach preisgekrönte Grafikdesigner, Kinderbuchautor und Illustrator Stian Hole zu Gast. Dort hat er an Schulen und in Bibliotheken seine Bücher und Illustrationen vorgestellt.
Stian Hole wurde 1969 geboren und ist einer der innovativsten Illustratoren unserer Zeit. Er studierte visuelle Kommunikation an der Staatlichen Kunstgewerbeschule in Oslo und zählt zu den gefragtesten Illustratoren Norwegens. So hat er u.a. die Titelillustrationen für Bücher von Jostein Gaarder gemacht. Auch für seine eigenen Bücher ist er schon mehrfach ausgezeichnet worden. Für das Bilderbuch Garmans Sommer (2009) erhielt er u.a. den Brage-Preis, den wichtigsten Bilderbuchpreis seines Heimatlandes, den Bologna Ragazzi Award und den Deutschen Jugendliteraturpreis 2010 in der Sparte Bilderbuch. Im Hanser Verlag erschienen neben Garmans Sommer auch die Bilderbücher Garmans Straße (2011) und Garmans Geheimnis (2012). 2014 folgte das Bilderbuch Annas Himmel und 2016 Morkels Alphabet.
Wann und warum haben Sie sich entschieden, Illustrator zu werden?
Schon als Kind mochte ich immer zeichnen und malen, mochte es, alles Mögliche zu sammeln, Buchstaben und Bilder auszuschneiden und sie aufzukleben. Aber erst als ich mit meinem Studium der visuellen Kommunikation an der Handwerks – und Kunstindustrieschule in Oslo anfing, begriff ich, dass ich gerne als Illustrator meinen Lebensunterhalt verdienen würde.
Was ist für Sie das Besondere an diesem Beruf?
Es gibt viel Schönes an der Arbeit mit Bildern und Geschichten. Es ist aber auch eine harte Arbeit, die Geduld erfordert. Das Schönste am Zeichnen und Illustrieren ist, dass es eine Entdeckungsreise sein kann, sowohl zu neuen, unbekannten Orten, als auch eine Reise zu meinen eigenen Gefühlen, Bedürfnissen, Sehnsüchten und Träumen. Beim Illustrieren empfinde ich eine große Freiheit, ich kann die Regeln selbst bestimmen, die Schwerkraft auflösen, wann immer ich will. Dieser Beruf ermöglicht mir auch, etwas Neues zu lernen. Bilder und Geschichten zu gestalten ist eine große Freude in meinem Leben.
Was ist das Besondere daran, für Kinder- und Jugendliche zu zeichnen?
Ich finde, Geschichten zu erfinden und zu lesen hängt zusammen. Ich erinnere mich noch gut an die ersten Bücher, die meine Mutter mir abends vorgelesen hat, und danach an die Bücher, die ich selber als Kind gelesen habe. Seitdem liebe ich Geschichten. Die starken Erinnerungen, die ans Lesen geknüpft sind, geben mir den Glauben daran, dass frühe Leseerfahrungen wichtig sind und dich dein ganzes Leben lang prägen können. Deswegen glaube ich, dass die Arbeit mit Geschichten und Bildern für Kinder bedeutungsvoll ist.
Mit welchen Themen befassen Sie sich gerne? Gibt es Themen, mit denen Sie sich nie beschäftigen würden?
Ich versuche mich den Dingen und Gefühlen zu nähern, die mir wichtig sind. Dann kann ich hoffen, dass sich etwas, das sich für mich wichtig anfühlt, auch für andere Menschen eine Bedeutung bekommt. Ich bemühe mich darum, dass Kinder- und Jugendliteratur einen großen und vielfältigen Raum bekommt, um auch alles ansprechen zu können, was im Leben schwierig ist. Ich glaube, dass Gefährliches und Beängstigendes weniger gefährlich und beängstigend wird, wenn man darüber spricht. Das Bilderbuch wird oft von Kindern und Erwachsenen zusammen gelesen und kann so auch ein sicherer Ort sein, um über schwierige Dinge zu sprechen. Aber alles zu seiner Zeit. Glücklicherweise gibt es auch viele leichte, lustige, freundliche, surreale und verspielte Kinderbücher!
Wie heißt Ihr aktuelles Buch? Worum geht es darin?
Für das letzte Bilderbuch habe ich mit der Autorin Synne Lea zusammengearbeitet. Es heißt Du og jeg oder auf Deutsch Du und ich, es handelt von einem Großvater, einem Mädchen und ihrem kleinen Bruder, von einer langen Bootsfahrt in einem kleinen Boot auf einem großen Meer.
Was machen Sie, wenn Sie mal gerade nicht illustrieren?
Da mache ich am liebsten etwas mit meiner Familie und Freunden. Wir kochen zusammen, spielen Fußball, ich fahre die Kinder zum Training, feuere sie an. Oder ich lese, schaue Filme, gehe im Wald wandern und sammele Beeren in den Bergen. Ich bin ein glücklicher Mann.
Hier finden Sie eine Leseprobe aus "Morkels Alphabet" (2016, Carl Hanser Verlag, München).
Aus dem Norwegischen von Hannah Platter.