Gedicht der Woche, Woche 40: Ruth Lillegraven "1910"

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Gedicht

Lassen Sie sich, mit 52 Gedichten, wöchentlich mitnehmen auf eine Reise, die Ihnen im Gastlandjahr 2019 die Poesie aus Norwegen näherbringt.

1910 der Himmel ist hier immer noch hellrot und grau ich ziehe die Perlmuttwolken herab spinne einen dünnen Faden daraus hole Spinngeweb aus der Ecke über dem Bett Sonnengold das im Wasserspiegel glänzt das Schimmern in der Haut des Fisches Löwenzahnwolle die durch den Hof tanzt die Nerven in Birkenblättern die sich drehen im Walzer mit dem Wind der Faden liegt zwischen meinen Fingern stramm und spröd Übersetzung von Klaus Anders
1910 himmelen er her framleis lyseraud og grå eg løftar ned perlemorskyene spinn ein tynn tråd av dei hentar spindelvev frå kroken over senga solgullet som glinsar i vasskorpa skimmeret i skinnet på fisken løvetannulla som dansar gjennom tunet nervane i bjørkeblada der dei vrengjer seg i vals med vinden tråden ligg mellom fingrane mine stram og skjør

Aus Ruth Lillegraven (1978), Urd, Tiden Norsk Forlag, Oslo 2013.

Gedicht der Woche. 52 Gedichte durch das Jahr

Seit den ersten Niederzeichnungen mit Felszeichnung und Runeninschrift, genießt die Dichtung und die Poesie eine starke Stellung in Norwegen. Durch die wöchentliche Präsentation eines Gedichts im Jahr 2019, möchten wir die Qualität und Vielfältigkeit der norwegischen Poesie beleuchten. "Gedicht der Woche" stellt 52 Gedichte vor, die vom Jahresablauf und den wechselnden Jahreszeiten inspiriert sind. Die Auswahl ist von Annette Vonberg und Tone Carlsen getroffen worden und umfasst Lyrik von den ersten Handschriften bis hin zu zeitgenössischer Poesie.

Gedicht der Woche