Autorenschreibtisch: Synnøve Persen

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Porträt
Geschrieben von Alva Gehrmann

Ein Schreibtisch am anderen Ende der Welt. Dichterin, Künstlerin und Sámi-Aktivistin Synnøve Persen zeigt uns ihren Schreibtisch im hohen Norden am Porsangerfjord.

Synnøve Persen. Foto: Susanne Hætta

„Die Gedichte kommen zu mir“, sagt Synnøve Persen. Anfangs weiß sie nie, worum es in ihrem nächsten Poesieband geht. „Ich arbeite intuitiv. Manchmal fällt mir Satz ein, wenn ich durch die einsame Natur in Finnmark fahre. Dann halte ich schnell an und mache mir Notizen.“ 20 Jahre lang lebte sie im Süden, in Oslo und Trondheim, inzwischen ist die 69-Jährige zurück in ihrer Heimat. Von ihrem Schreibtisch aus schaut sie direkt auf den Porsangerfjord, der bis zum Mai zugefroren ist.

Wie die meisten Sámi ihrer Generation ging Persen auf ein Internat, wo die jahrhundertealte Kultur unterdrückt wurde und sie nur Norwegisch sprechen durfte. Ihre eigentliche Muttersprache, Nordsamisch, brachte sie sich später selbst bei. Und schreibt seitdem auf Samisch. „Wie ein gefrorener Fluss, der plötzlich schmilzt, strömten meine Gedichte“, erzählt sie. „In meiner Poesie verarbeite ich vor allem schöne Gefühle, sodass ich mich als Mensch gut fühle. Denn unsere Geschichte ist so traurig.“

Ende der Siebzigerjahre setzte Persen sich als Aktivistin für die Stärkung der Sámi-Rechte ein und organisierte zusammen mit Gleichgesinnten vor dem norwegischen Parlament einen Hungerstreik. Bereits während ihrer Ausbildung an der Osloer Kunstakademie entwarf sie eine Sámi-Flagge, die ein Vorläufer der jetzigen Flagge ist.

Ein Schreibtisch am anderen Ende der Welt. Foto: Synnøve Persen

Auf dem Schreibtisch liegt ein Wörterbuch, denn sie übersetzt einige Gedichte ins Norwegische. Außerdem braucht sie grüne Pflanzen um sich. „Grün ist gut für die Seele“, sagt sie. Der Computer und das Internet sind ihr Kontakt zur Außenwelt.

Ihre Bilder malt sie in einem nahegelegenen Atelier. Inspirationsquellen sind für sie wie bei der Poesie unter anderem der Fjord und das besondere Licht. „Ich verwende ein sehr spezielles Blau – es ist die Farbe von Porsanger.“ Die Heimat ist für Persen der schönste Ort der Welt. Und zum Glück können auch wir sie durch ihre Gedichte und Kunst entdecken.

Weitere Informationen

Wenn Sie mehr über die Arbeiten von Synnøve Persen erfahren wollen, besuchen Sie doch ihre Webseite: www.synnovepersen.no

Synnøve Persen wird während der Frankfurter Buchmesse im Pavillon auftreten und ist Teil der Ausstellung „House of Norway“ im Museum für Angewandte Kunst.

Weitere Informationen zur samischen Literatur und Kultur finden Sie hier.

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