Spurensuche nach dem 22. Juli 2011. Eine Koproduktion des Staatsschauspiel Hannover mit Det Norske Teatret.
Eine beispiellose Tat. Am 22. Juli 2011 tötet ein Mann in Oslo und auf der Insel Utøya 77 Menschen. Die meisten Opfer sind Jugendliche eines Sommercamps der norwegischen Arbeiterpartei, die »politische Zukunft des Landes«. Der Mörder inszeniert sich als Erlöser, als Mitglied des Tempelritter-Ordens, der Europa von seinem »multikulturellen, kulturmarxistischen und feministischen« Irrpfad wieder auf die richtige Spur umlenken will. Diese Tat hat nicht nur Norwegen traumatisiert, sondern die ganze liberale Welt erschüttert. Um zu verstehen, was passiert ist, recherchierte die Journalistin Åsne Seierstad monatelang, führte Gespräche mit Angehörigen und Weggefährten. Es gibt keine Katharsis. Stattdessen liefert das Material eine schmerzliche Erkenntnis: Dieser Mann war »einer von uns«, der nach Anerkennung strebte und diesen Kampf im »echten Leben« immer wieder verloren hat. Fünf Jahre verbringt er mit Computerspielen, in denen er Mut und Tatkraft beweisen kann und Anerkennung erntet – bis er auf islamfeindliche Propagandaseiten im Internet stößt. Er bastelt sich im Digitalen eine Weltordnung zurecht, die während seiner Taten untrennbar mit der Realität verschwimmt.
Der norwegische Regisseur Erik Ulfsby wird sich gemeinsam mit einem norwegisch/deutschen Ensemble und den beiden Konzeptkünstlern Lars Ø. Ramberg und Ditteke Waidelich dem schwierigen Erbe dieser Tat zu nähern versuchen. Sie durch Schweigen in die Vergessenheit zu verbannen, ist nicht möglich. Die allerorten in Europa zu beobachtende aufkommende Stimmung gegen Demokratie, Pluralismus, Emanzipation und Globalisierung hat in dem Attentat ihre sichtbarste Form gefunden. Was macht die Gesellschaft gegenwärtig so anfällig für identitäre und autoritäre Versuchungen?
Regie Erik Ulfsby + Bühne und Kostüme Lars Ø. Ramberg, Ditteke Waidelich + Dramaturgie Carl Morten Amundsen, Judith Gerstenberg
Mit Johanna Bantzer, Gjertrud Jynge, Eivin Salthe, Jonas Steglich
Weitere Informationen & Tickets
Für weitere Informationen und Tickets besuchen Sie bitte die Webseite des Staatsschauspiel Hannover.
Mehr zum Theaterstück finden Sie auf der Webseite des NDR.