Skandinavisches Feminismus

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Geschrieben von Marta Breen

Jedes Jahr findet am 8. März der Weltfrauentag statt. Wir feiern mit einem Artikel von Autorin Marta Breen über ihr Schreiben und Feminismus.

Marta Breen und Jenny Jordahl Foto: Cappelen Damm

2016 schrieb ich mit meiner festen Illustratorin Jenny Jordahl das Buch «60 damer du skulle ha møtt» («60 Frauen, denen man mal begegnet sein sollte»). Dieser Comic handelt von norwegischen Wegbereiterinnen: den ersten norwegischen Feministinnen, der ersten Professorin, der ersten Frau im Pastorenamt und so weiter. Sowohl Jenny als auch ich sind fasziniert von solchen Geschichten und nicht zuletzt von dem Mut, den diese Frauen an den Tag gelegt haben.

Das Buch wurde zum Überraschungserfolg, und da schien es uns nur natürlich, die Perspektive um einen internationalen Blickwinkel zu erweitern. Das Buch «Kvinner i kamp» («Rebellische Frauen – Woman in Battle») erzählt von den vielen dramatischen Kämpfen in der Geschichte der Frauenbewegung, von den Suffragetten bis #metoo. Pünktlich zum Weltfrauentag 2020 erscheint unser neues Buch "How To Be A Feminist - Die Power skandinavischer Frauen und was wir von ihnen lernen können" bei Elisabeth Sandmann Verlag.

Marta Breen und Jenny Jordahls "Rebellische Frauen - Women in Battle". In deutscher Übersetzung von Nora Pröfrock ist die Graphic Novel im Elisabeth Sandmann Verlag erschienen.

Über Frauendiskriminierung wird zwar schon seit dem Mittelalter diskutiert, doch erst Mitte des 19. Jahrhunderts, als sich Frauen gezielt zusammentaten, kam es allmählich zu Veränderungen. Daraus können wir eine wichtige Lehre ziehen: Will man die Welt verändern, muss man eine breite Masse für die eigene Sache gewinnen. Oder wie die Richterin am Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten Ruth Bader Ginsburg uns geraten hat: «Kämpft für die Dinge, die euch am Herzen liegen. Aber tut es auf eine Art, die andere zum Mitmachen ansteckt.»

Wir sind in einer Zeit aufgewachsen, in der viele fanden, die Gleichberechtigung habe ihr Ziel bereits erreicht. Manche behaupteten sogar, sie sei «zu weit gegangen». In unseren Jahren als Teenager war das Thema Feminismus alles andere als populär. Doch die Stimmung änderte sich. In den vergangenen Jahren kamen in vielen Ländern patriarchale Staatschefs an die Macht, und das hat die Menschen wachgerüttelt. Frauen und Männer auf der ganzen Welt sehen nun ein, dass alte Siege nicht in Stein gemeißelt sind; wenn wir nicht aufpassen, können uns einmal erkämpfte Rechte wieder genommen werden. Dies war der Hintergrund für die Demonstration «Women’s March» vor zwei Jahren, an der Millionen von Menschen teilgenommen haben. Und der Grund dafür, warum wir uns inzwischen mitten in einer neuen feministischen Welle befinden.

Feminismus ist das Gegenteil von Frauenhass. Und was bedeutet Frauenhass? Die Auffassung, dass die Meinung von Frauen weniger wert sei, dass ihre Arbeit weniger wert sei, dass sie kein Recht hätten, über ihr Leben und ihren Körper selbst zu bestimmen, dass ihnen weniger Freiheiten zustünden als Männern und dass sie sich Männern unterzuordnen hätten. Solche Ansichten haben lange historische Wurzeln und sind nach wie vor weit verbreitet. Und das führt dazu, dass Tag für Tag Millionen von Frauen Opfer von Gewalt, sexuellen Übergriffen, Misshandlung, Zwangsverheiratung und Mord durch den Partner werden. Die Geschichte des Feminismus ist vor allem eine Geschichte der Modernisierung. Es geht um die Anpassung alter Normen, Traditionen und Vorstellungen an neue Zeiten und moderne Menschen. Dabei wird es immer auch Gegenstimmen geben, die sich zurück zum Traditionellen sehnen. Doch auf Dauer können sich diese in der Regel nicht durchsetzen. Denn die Welt bewegt sich langsam, aber sicher vorwärts – mit tatkräftiger Unterstützung von FeministInnen und anderen FreiheitskämpferInnen.

Mehr Lesestoff von Marta Breen zum Weltfrauentag

Wenn Sie noch mehr über die Autorin Marta Breen erfahren möchten, dann finden Sie hier weitere Informationen über ihr neues Buch, oder hier ihr Artikel "Die große Chance für Männer heißt Feminismus" (Erschinen am 5. März 2020, Die Welt).

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