Unsere erste Buchhandlungsfreundin, die wir präsentieren möchten, ist Gertrud Selzer, Inhaberin der Buchhandlung Rote Zora in Merzig.
Gertrud, warum sind Sie Buchhändlerin geworden?
Weil mich Lesen mein ganzes Leben lang begeistert hat und ich mir bis heute nichts Schöneres vorstellen kann, als Menschen die zu ihnen passenden Bücher zu empfehlen. Und das Schönste immer wieder: Autoren und Autorinnen aus aller Welt zu entdecken. Als Kind hatte ich auch mal Angst, irgendwann alles gelesen zu haben, was es gibt. Heute lache ich bei dieser Vorstellung. Aber genau das war einer der Gründe, weshalb ich Sinologie und Klassisches Chinesisch studierte.
Beschreiben Sie doch bitte die letzten Meter Ihres Weges, wenn Sie morgens zu Ihrer Buchhandlung kommen.
Nach einer Dreiviertelstunde Fahrt mit dem Auto laufe ich an einer Metzgerei vorbei, über eine belebte Kreuzung in die Fußgängerzone. Noch an einigen Häusern vorbei und dann gehe ich an 5 unserer acht Schaufenster vorbei in den Laden. Dienstagmorgens ist direkt vor unserer Tür ein Stand mit französischen Backwaren und Käse, donnerstags der hiesige Bauernmarkt. In unserer kleinen Stadt steht unser Haus ganz zentral, freistehend und denkmalgeschützt.
Den Tag über...
Wenn sich die Tür zu Ihrem Laden öffnet, und jemand hereinkommt....
freue ich mich auf Begegnungen mit Alt und Jung, Bekannten und Unbekannten, Gespräche über Bücher, das Leben….
Neben Diskussionen über Literatur, freue ich mich auch über Diskussionen über Stadtpolitik und Weltpolitik, über den Einzelhandel, die Buchpreisbindung oder auch ganz banale alltägliche Themen.
Was ist das Wunderbare, das geschieht, wenn wir lesen?
Neue Welten öffnen sich. Ich muss nicht in Kamerun gewesen sein, um mir, wenn ich einen Roman von dort lese, trotzdem vorstellen zu können, wie die Menschen dort leben und denken. Fremdes erschließt sich mir, ich bange mit, freue mich oder kann zu Tränen gerührt sein. Wichtige und weniger wichtige Informationen sammeln sich in meinem Kopf und mancher Rat aus einem Buch ist mir bis heute wichtig.
Viele Menschen sagen, ihnen fehle die Zeit zum Lesen. Wo lässt sie sich finden?
Lesen kann man überall. Und Zeit hat was mit Prioritätensetzung zu tun. Etwas weniger Fernsehen und Internetsurfen und schon ist Zeit da.
Gibt es ein Leseerlebnis mit einem norwegischen Buch, an das Sie sich gern erinnern?
Mein erstes norwegisches Buch las ich als Zwölfjährige. Die Anne-Triologie von Berte Bratt. Berte Bratt ist ein Pseudonym für die Norwegerin Annik Saxegaard. Als junges Mädchen, das auf einem Bauernhof außerhalb des Dorfes aufwuchs, hat mich diese Anne Geschichte sehr berührt. Anne, ein junges Mädchen, wächst im „Möwenfjord“ auf, kommt in die Stadt und findet trotz diverser Schwierigkeiten ihr Glück. Das bot mir genügend Identifikationsmöglichkeiten und ich las diese drei Bände wieder und wieder.
Zur Website der Roten Zora gehts hier.
Sie sind selbst auch Buchhändlerin oder Buchhändler und haben Lust sich vorzustellen, dann lesen Sie hier, wie Sie mitmachen könnnen!