Nordnorwegen

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Geschrieben von VisitNorway

Nordnorwegen ist eine der am dünnsten besiedelten Regionen Europas: Hier leben 4,3 Menschen pro Quadratkilometer. Die Bezirke Nordland, Troms und Finnmark machen ein Drittel des norwegischen Landareals aus, nur elf Prozent der norwegischen Bevölkerung lebt hier.

Reine, Lofoten, Foto: Conor Sheridan

Mit Ausnahme des südlichsten Zipfels von Nordland liegt Nordnorwegen vollständig nördlich des Polarkreises, er reicht von Finnmark im äußersten Nordwesten bis zur russischen Grenze im Osten.


Die Mitternachtssonne, das Polarlicht und das Nordkap

Nordnorwegen ist das Land der extremen Lichtverhältnisse: der Mitternachtssonne, die von Mitte Mai bis Ende Juli rund um die Uhr scheint, und der Polarnacht von Ende November bis Ende Januar, die dank des Schnees nicht so dunkel ist, wie viele glauben und überdies mit dem Naturspektakel des Nordlichts bezaubert.

Das Nordkap auf 71°10´21“ nördlicher Breite ist seit Jahrhunderten ein begehrtes Reiseziel. Dabei ist es – streng geografisch betrachtet – gar nicht der nördlichste Punkt Europas. Direkt neben dem Nordkap ragt die Landzunge Nordkinn noch ein bisschen weiter ins Eismeer hinein. Erst dort ist das europäische Festland tatsächlich zu Ende; Oslo liegt 2.100 Kilometer Luftlinie weit entfernt.

Das Leben im Norden unterscheidet sich stark von dem im Süden, vor allem geht es deutlich ruhiger zu. Zugleich heißt es von den Nordnorwegern, sie seien „die Italiener des Nordens“: offen und direkt, gastfreundlich, temperamentvoll, Erzähltalente mit deftigem Humor.

Aurora Borealis, Foto: Thomas Lipke

„Das schönste Stück Norwegens“

Nordnorwegens Landschaft ist außerordentlich vielfältig: Es gibt schmale Fjorde, grüne Wälder, schneebedeckte Berggipfel, es gibt die atemberaubend schöne, magische Finnmarksvidda. Sie ist mit 22.000 km² Norwegens größte Hochebene. Die Nordküste vom Polarkreis bis zur russischen Grenze ist Heimat zahlloser Vogelarten, daher heißt dieser Küstenstreifen auch „Route der Vogelfelsen“.

Berühmt sind die Inselgruppen der Lofoten und Vesterålen mit ihrer wild zerklüfteten Landschaft, den Fjorden, Sunden und bizarr geformten Bergen, die bis zu 1.000 Meter hoch aufragen. Von der Südspitze der Lofoteninsel Moskenesøy bis zur Insel Andenes im Norden der Vesterålen zieht sich die Inselgruppe über fast 300 Kilometer hin. Knut Hamsun, der im Nordland aufgewachsen ist, nannte den Süden der Inselkette „das schönste Stück Norwegens“.

Die Städte

Die größten nordnorwegischen Städte sind – von Süden nach Norden – Mo i Rana, Bodø, Narvik, Harstad, Tromsø, Alta und Hammerfest, die größte Stadt ist Tromsø (Bezirk Troms) mit insgesamt 72.000 Einwohnern. Archäologische Funde vor der Küste von Troms belegen, dass diese Stelle bereits in der Steinzeit, also vor etwa 10.000 Jahren, besiedelt war. Heute ist Tromsø ein wichtiger Technologie-, Forschungs- und Ausbildungsstandort, der auf die Polarregionen spezialisiert ist. Die Stadt hat auch die nördlichste Universität und die nördlichste Kathedrale der Welt. Den „Titel“ der Stadt mit der größten Brauerei der Welt musste Tromsø unlängst abgeben, nachdem eine neue Brauerei auf der Inselgruppe Spitzbergen eröffnete.

Die zweitgrößte Stadt Nordnorwegens, Bodø, ist Verwaltungssitz des Bezirkes Nordland und hat knapp 50.000 Einwohner. In unmittelbarer Nähe, nur 33 Kilometer entfernt, liegt der Saltstraumen. Das ist der stärkste Gezeitenstrom der Welt und ein einzigartiges Naturschauspiel. Alle sechs Stunden stürzen 400 Millionen Kubikmeter Wasser mit bis zu 20 Knoten (40 Kilometer pro Stunde) durch die 150 Meter breite und drei Kilometer lange Meerenge, die den Saltenfjord und den Skjerstadfjord miteinander verbindet. Die mächtigen Strudel können einen Durchmesser von zehn Metern und eine Tiefe von vier bis fünf Metern erlangen. Der Saltstraumen ist zudem für seinen Fischreichtum berühmt.

Die größte Stadt der Finnmark ist Alta mit fast 20.000 Einwohnern. Die Stadt verfügt über ein einzigartiges Freilichtmuseum mit mehr als 4.000 Felszeichnungen, die zwischen 6.500 und 2.500 Jahre alt sind. Die Zeichnungen wurden 1972 entdeckt und nach und nach freigelegt, seit 1985 gehören sie zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Tromsø, Foto: Harry Jaschhof

Eine Besonderheit Nordnorwegens ist die immense Flächenausdehnung ihrer Gemeinden. Die größten sind Karasjok und Kautokeino in der Inneren Finnmark, deren „Stadtgebiete“ sagenhafte 5.453, bzw. 9.707 km² betragen.

Karasjok und Kautokeino sind die Zentren samischer Kultur in Norwegen. Die norwegische Urbevölkerung, die Sámi, siedeln bis heute in ihrem traditionellen Gebiet, das von Nordnorwegen über Nordschweden und das finnische Lappland bis zur Kola-Halbinsel in Nordrussland reicht. Diese grenzübergreifende Region wird gemeinhin als Nordkalotte bezeichnet, die Sámi aber nennen sie Sápmi, „Land der Samen“. In einigen nordnorwegischen Gemeinden ist das Samische dritte offizielle Sprache neben den beiden norwegischen Amtssprachen Bokmål und Nynorsk.

Im 18. und 19. Jahrhundert gab es eine starke Einwanderung aus Finnland in die Finnmark, in einigen Gebieten sind die finnische Sprache und Kultur bis heute lebendig. An der Küste gab und gibt es lange Handelstraditionen mit Russland, die „Pomorhandel“ genannt werden. Das russische Wort „Pomor“ bezeichnet die Küstenbewohner der Weißmeerregion. Mit der Zeit wurde das auch zum Wort für den Austausch von Fisch, Getreide und Holz zwischen Nordnorwegern und Russen.

Die Finnmark ist ein Gebiet mit einer bewegten, ja dramatischen Geschichte. Eine unermessliche Katastrophe traf den Landstrich im Winter 1944/45, als deutsche Truppen, die sich aus Finnland und der Finnmark in Richtung Süden zurückzogen, die gesamte Bevölkerung der Finnmark zwangsevakuierten und das Land in Schutt und Asche legten.

Infrastruktur

Der vom milderen Klima begünstige Süden Norwegens ist dichter besiedelt und seit jeher wirtschaftlich stärker, was seit geraumer Zeit zu einer deutlichen Landflucht von Norden nach Süden führt. Alle Regierungen, gleich welcher politischen Richtung sie angehören, versuchen, dem mit Förderprogrammen und Subventionen entgegenzuwirken. Besondere Aufmerksamkeit gilt der optimalen Verkehrsanbindung. Es gibt ein gut ausgebautes Straßennetz, das auch von regionalen und überregionalen Buslinien genutzt wird, und ein dichtes Linienflugnetz. Die Nordlandbahn geht bis Bodø, zahlreiche Schiffs- und regionale Fährverbindungen entlang der Küste transportieren Menschen und Güter, sind übrigens auch ideale Sightseeing-Routen. Die bekannteste Verbindung dieser Art ist natürlich die Hurtigrute, die den langen Weg zwischen Bergen und Kirkenes, der nordöstlichsten Stadt Norwegens, in sechseinhalb Tagen zurücklegt.

Die Lofoten und Vesterålen weisen einen enormen Fischreichtum auf. Der Fischfang ist auch heute noch der wichtigste Wirtschaftszweig Nordnorwegens, er hat allerdings in den letzten Jahrzehnten an Bedeutung verloren, während der Energiesektor immer wichtiger wird. Im Herbst 2007 wurde auf der Insel Melkøya vor Hammerfest die größte Erdgasverflüssigungsanlage Europas für das Gasfeld Snøhvit in Betrieb genommen, weitere Erdöl- und Gasgewinnungsprojekte werden im großen Stil vorangetrieben. Dank dieser wirtschaftlichen Entwicklungen steigen die Bevölkerungszahlen seit einiger Zeit wieder. Auch der Tourismus gewinnt in Nordnorwegen dank des Nordlichts, der Mitternachtssonne und vieler beliebter Reiseziele wie den Lofoten und dem Nordkap stark an Bedeutung. Die nordnorwegische Stadt Tromsø ist zu einem Ausgangspunkt für Sommer- und Winterreisen geworden und entsprechend beliebt bei Touristen.

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