Interviews mit den Gewinnerinnen einer Reise zur Frankfurter Buchmesse.

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Im Rahmen des Buchjahres 2019 veranstaltete die Norwegische Nationalbibliothek eine Lesekampagne, bei der es unter anderem in Zusammenarbeit mit NORLA eine Reise zur Frankfurter Buchmesse zu gewinnen gab. Hier finden Sie Interviews mit den glücklichen Gewinnerinnen zum Thema Lesen, zu ihren Lieblingsautoren und zur Teilnahme an der Frankfurter Buchmesse.

Im Rahmen des Buchjahres 2019 veranstaltete die Norwegische Nationalbibliothek am 23. Mai eine Lesekampagne, in der sie alle in Norwegen aufforderte, eine Stunde zum Lesen vorzusehen. Bestandteil dieser Kampagne war ein Wettbewerb in Zusammenarbeit mit NORLA, bei dem die Gewinner eine Reise zur Frankfurter Buchmesse erhalten sollten. In den folgenden Interviews äußern sich die Gewinner zum Thema Lesen, zu ihren Lieblingsautoren und zur Teilnahme an der Frankfurter Buchmesse.

Hilde Sørli, Vestmarka

Was hast du in der Lesestunde am 23. Mai gelesen?

Ich habe Tung tids tale (dt. Eine Geschichte von schrecklichen Zeiten) von Olaug Nilssen gelesen.

Wo liest du am allerliebsten?

Im Wohnzimmersessel mit Blick auf den Harstadsee, zu Hause in Eidskog.

Hast du ein spezielles Leseerlebnis, das du mit uns teilen möchtest?

Als Jugendliche macht die Literatur einen besonderen Eindruck, und ich erinnere mich besonders daran, dass wir in der Klasse das Buch Det angår også deg (dt. Das geht auch dich etwas an) von Herman Sachnowitz gelesen haben, der darin seine eigenen Erfahrungen als Gefangener in Auschwitz beschreibt. Ansonsten würde ich sagen, dass ich gerne die Gedichte von Hans Børli lese. Er konnte "Flügel auf einen Felsen setzen"; wichtige existenzielle und universelle menschliche Problemstellungen in Worte fassen. Ich komme aus der gleichen Heimatgemeinde wie Hans Børli, Eidskog, und komme aus einer Familie von Waldarbeitern. Das gibt einigen Gedichten eine zusätzliche Bedeutung. Lars Saabye Christensen hat Den lille Børliforelesningen (dt. „Die kleine Børlivorlesung“) geschrieben und ich habe ihn 2015 auf der Veranstaltung "Junikveld" (dt. Juni-Abend) diesen Text vortragen gehört. Absolut magisch über die Kraft der Literatur.

https://www.boktips.no/skjonnlitteratur/den-lille-borliforelesningen/

Worauf freust Du dich besonders auf der Frankfurter Buchmesse?

Es wird unglaublich spannend, an so vielen aufregenden Teilen des Programms teilnehmen zu können, mit so vielen spannenden Autoren. Besonders aufregend wird es sein, den Gesprächen der Autoren zu folgen und einen "Blick von außen" auf die norwegische Literatur zu werfen. Ich habe früher selbst schon einmal in Deutschland gelebt und erlebt, dass sowohl Jugendliche als auch Erwachsene jetzt wie nie zuvor nordische Literatur lesen.

Mehr als 100 norwegische Schriftstellerinnen und Schriftsteller kommen zur Buchmesse nach Frankfurt. Gibt es eine Autorin, einen Autor, den die deutschen Leser deiner Meinung nach lesen sollten? Und warum?

Maja Lunde! Für ihre starken Bücher mit Schwerpunkt auf Klima und Umwelt. Für jene Deutsche, die sowohl gerne lachen als auch die innerste norwegische Volksseele kennenlernen, und aus einem schrägen Blickwinkel betrachten wollen, empfiehlt sich Are Kalvøs "Frei. Luft. Hölle" [2019 in Übersetzung von Wolgang Butt im DuMont Reiseverlag erschienen]. Er betont die besondere Beziehung zum Leben im Freien und zur Natur in Norwegen. Ein sehr lustiges Buch, besonders, wenn man bereits ein bisschen über die Norweger weiß.

Anja E.H. Løkling, Valderøya

Was hast du in der Lesestunde am 23. Mai gelesen?

Die Unsterblichen von Chloe Benjamin [2018 in Übersetzung von Norbert Möllemann, und Charlotte Breuer im btb Verlag erschienen].

Wo liest du am allerliebsten?

In meinem Lieblingssessel am Fenster im Wohnzimmer, am Strand, Hörbuch in den Bergen, während ich koche, Hausarbeiten erledige oder reise ....

Hast du ein spezielles Leseerlebnis, das du mit uns teilen möchtest?

Schwer, nur eines auszuwählen. Ich habe eine Leidenschaft für Kinder- und Jugendliteratur und finde, dass es unglaublich war, Zeuge des Harry-Potter-Effekts zu sein. Sowohl für mich als Leser, als auch zu sehen, wie viel dieses Universum für meine eigenen, und auch für die Kinder anderer bedeutet hat.

Worauf freust Du dich besonders auf der Frankfurter Buchmesse?

In einer Umgebung sein zu dürfen, in der sich hoffentlich alle genauso gerne mit Büchern beschäftigen wie ich.

Mehr als 100 norwegische Schriftstellerinnen und Schriftsteller kommen zur Buchmesse nach Frankfurt. Gibt es eine Autorin, einen Autor, den die deutschen Leser deiner Meinung nach lesen sollten? Und warum?

Ich muss Maja Lunde antworten, auch wenn ich weiß, dass ihre Bücher in Deutschland bereits sehr populär sind. Lunde hat eine beeindruckende Fähigkeit, wichtige Dinge so zu vermitteln, dass alle sie verstehen können. Sie schreibt über das Schicksal von Individuen in einem größeren Zusammenhang, ohne hochgestochen zu sein oder über die Köpfe der Menschen hinweg zu reden – so etwas mag ich sehr!

Aurora Lodden, Bømlo

Was hast du in der Lesestunde am 23. Mai gelesen?

Ich habe Dette er ikke oss (dt „Das sind nicht wir“) von Neda Alaei gelesen.

Wo liest du am allerliebsten?

Ich lese am allerliebsten draußen in der Sonne und Wärme.

Hast du ein spezielles Leseerlebnis, das du mit uns teilen möchtest?

Ein ganz besonderes Leseerlebnis muss das erste Mal gewesen sein, dass ich Kan vi bare late som (dt. Können wir nur so tun) von Camilla Sandmo gelesen habe. Es ist ein wunderschöner Jugendroman über das Verlieben und die Selbstfindung. Das Buch begann als leichte Lektüre, die ich schnell gelesen haben sollte, aber es wurde zu einer meiner Lieblingsgeschichten. Es machte mich auch neugieriger auf andere norwegische Jugendromane.

Worauf freust Du dich besonders auf der Frankfurter Buchmesse?

Ich freue mich darauf, Autoren und andere Buchenthusiasten zu treffen, die norwegische Literatur besser kennenzulernen, aber auch Literatur aus anderen Ländern zu entdecken.

Mehr als 100 norwegische Schriftstellerinnen und Schriftsteller kommen zur Buchmesse nach Frankfurt. Gibt es eine Autorin, einen Autor, den die deutschen Leser deiner Meinung nach lesen sollten? Und warum?

Ich bin der Meinung, deutsche Leser sollten Anna Fiskes „Hallo!“-Bücher lesen. Auch die Bücher über Oma zählen zu Leseerlebnissen, an die ich mich aus meiner Kindheit sehr gut erinnere. Ich erinnere mich noch gut an das Vergnügen, ein Anna Fiske-Buch, das ich noch nicht gelesen hatte, in der Bibliothek zu finden. Diese Bücher sollten gelesen werden, weil sie lustig, bunt und ehrlich sind!

Malin Adriaensen, Tromsdalen

Was hast du in der Lesestunde am 23. Mai gelesen?

Ich habe "Trost" [2019 in Übersetzung von Alexander Sitzmann im Residenz Verlag erschienen] von Ida Hegazi Høyer gelesen.

Wo liest du am allerliebsten?

Ich lese eigentlich überall gerne. Meistens lese ich aber im Bett oder auf dem Sofa. Am allerliebsten lese ich aber draußen, unter anderen Leuten. Im Zug, im Café oder auf einer Zelttour draußen in der Natur sind wohl meine Favoriten.

Hast du ein spezielles Leseerlebnis, das du mit uns teilen möchtest?

Ich bin ja nun ein echtes 90-er Kind und damit ist das Erlebnis zum ersten Mal Harry-Potter zu lesen (und danach immer und immer und immer wieder) ein essenzieller Bestandteil davon wer ich heute bin, sowohl als Leser als auch als Mensch.

Ansonsten erinnere ich mich auch daran, wie ich das Das Kartengeheimnis von Jostein Gaarder zum ersten Mal gelesen habe [1995 in Übersetzung von Gabriele Haefs bei Hanser erschienen]. Ich erinnere mich, wie besessen ich von der Geschichte war und wie erstaunlich und einzigartig ich diese Geschichte fand. Ich habe das Buch vor ein paar Jahren aufs Neue gelesen und fand es genauso fantastisch - aber ich habe definitiv ein paar Details bemerkt, die ich als Kind nicht mitbekommen habe. Erinnerst Du dich zum Beispiel, wie viel der Vater von Hans Thomas getrunken hat?

Worauf freust Du dich besonders auf der Frankfurter Buchmesse?

Darf ich sagen „alles“? Ich freue mich darauf, viele meiner norwegischen Lieblingsautoren zu sehen. Und ich freue mich darauf, zu sehen, wie norwegische Literatur einem internationalen Publikum vorgestellt wird. Und ich freue mich auch darauf, diese Erfahrung mit meinen Followern auf meinem Instagram-Account @Readygoread zu teilen.

Mehr als 100 norwegische Schriftstellerinnen und Schriftsteller kommen zur Buchmesse nach Frankfurt. Gibt es eine Autorin, einen Autor, den die deutschen Leser deiner Meinung nach lesen sollten? Und warum?

Ich finde, dass Ida Hegazi Høyer eine Schriftstellerin ist, auf die Deutschland aufmerksam werden sollte. Sie ist auch für mich eine neue und spannende Autorin, die ich mich bemühe besser kennenzulernen. Ihre Werke sind eigentlich nicht representativ für das, was ich normalerweise lese, aber ihre Bücher haben trotzdem etwas, das mir wirklich gefällt. Besonders Unnskyld ("Entschuldigung") ist ein Buch, das die Deutschen lesen dürfen sollten.

Außerdem ist Samuel Bjørk einer meiner absoluten Lieblings-Krimautoren. Und Lisa Aisato sollte mit ihren Büchern und Illustrationen die Welt erobern. Mein Favorit von ihr ist definitiv Snokeboka ("Das Schnüffelbuch")! Fragst Du mich, sollten es sowohl Junge als auch Erwachsene gelesen haben.

Nina Lill Veste, Haugesund

Was hast du in der Lesestunde am 23. Mai gelesen?

Kristen Roupenians Cat Person (aus dem Amerikanischen übersetzt von Friederike Schilbach und Nella Beljan, Aufbau Verlag 2019). Das sind Kurzgeschichten über Sex – brutal, lustig und #metoo. Roupenian ist eine aufregende und innovative Schriftstellerin, die durch ihre Veröffentlichungen in der New York Times entdeckt wurde.

Wo liest du am allerliebsten?

Ich arbeite als Lesevermittlerin und Bibliothekarin in einem Gymnasium an der Westküste Norwegens. Ich lese den Schülerinnen und Schülern viel vor. Ich bin davon überzeugt, dass jeder gerne liest, es nur nicht alle wissen. Ich liebe es, wenn sie die Freude am Lesen entdecken.

Hast du ein spezielles Leseerlebnis, das du mit uns teilen möchtest?

Ich habe gerade Die Vögel (1957) von Tarjei Vesaas gelesen. Vesaas ist einer der klassischen Dichter in Norwegen. Zwar lese ich zurzeit am liebsten zeitgenössische Romane, aber dieser Roman ist mir sehr ans Herz gewachsen. Der Protagonist Mattis ist kaum in der Lage, seine täglichen Arbeiten zu verrichten, sondern orientiert sich an der Wanderung der Waldschnepfen über seinem Haus und versteht die Vogelsprache.

Worauf freust Du dich besonders auf der Frankfurter Buchmesse?

Auf all die Menschen, die Energie und vor allem auf die anderen Gewinner der #lesetimen

Mehr als 100 norwegische Schriftstellerinnen und Schriftsteller kommen zur Buchmesse nach Frankfurt. Gibt es eine Autorin, einen Autor, den die deutschen Leser deiner Meinung nach lesen sollten? Und warum?

Vigdis Hjorth ist meine norwegische Lieblingsautorin und meiner Meinung nach die interessanteste und zeitgenössischste Schriftstellerin. Ihre Romane sind intelligent und poetisch, und ihre Figuren spiegeln die Norweger und ihren Lebensweisen so gut wider!

Frankfurter Buchmesse 2019