Gedicht der Woche, Woche 43: Stein Mehren "Frost"

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Lassen Sie sich, mit 52 Gedichten, wöchentlich mitnehmen auf eine Reise, die Ihnen im Gastlandjahr 2019 die Poesie aus Norwegen näherbringt.

FROST So schmeckt ein Stern an einem späten Tag im Oktober. Nach Frosteisen Schilfspiegel, wo Schatten scharf wie Messer vor Schreck einen Schauder durch das Wasser schneiden Wir hören die Toten in ihren Kokons knistern und eine Klinge aus Eis wird so hart und vibrierend in die Erde gestoßen daß der spiegelblanke See gefriert und singt Übersetzung von Andreas Struve
FROST Det er slik en stjerne smaker en sen dag i oktober: Av frost-jern Sivspeil der skygger skarpe som kniver skjærer en iling av skrekk gjennom vannet Vi hører de døde knitre i sine kokonger Og en klinge av is, blir så hardt og dirrende slått ned i bakken at den speilblanke sjøen fryser og synger

Aus Stein Mehren (1935–2017), Den siste ildlender, H. Aschehoug & Co. (W. Nygaard), Oslo 2002. Die deutsche Übersetzung stammt aus So schmeckt ein Stern, Edition Rugerup, Berlin / Hörby, Schweden 2011.

Gedicht der Woche. 52 Gedichte durch das Jahr

Seit den ersten Niederzeichnungen mit Felszeichnung und Runeninschrift, genießt die Dichtung und die Poesie eine starke Stellung in Norwegen. Durch die wöchentliche Präsentation eines Gedichts im Jahr 2019, möchten wir die Qualität und Vielfältigkeit der norwegischen Poesie beleuchten. "Gedicht der Woche" stellt 52 Gedichte vor, die vom Jahresablauf und den wechselnden Jahreszeiten inspiriert sind. Die Auswahl ist von Annette Vonberg und Tone Carlsen getroffen worden und umfasst Lyrik von den ersten Handschriften bis hin zu zeitgenössischer Poesie.

Gedicht der Woche