Gedicht der Woche, Woche 19: Ulrik Farestad "An eine tote Bachstelze auf dem Balkon"

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Lassen Sie sich, mit 52 Gedichten, wöchentlich mitnehmen auf eine Reise, die Ihnen im Gastlandjahr 2019 die Poesie aus Norwegen näherbringt.

AN EINE TOTE BACHSTELZE AUF DEM BALKON Es war nicht der Schlag gegen das Fenster, der mich erschreckte, nein, sondern das anhaltende, neutrale Zwitschern deiner Hinterbliebenen, als ich hinaustrat – als ob sie ein Fortdauern beschwören wollten, wo es keine Fortdauer gab; als ob du wirklich auf dem Zweig säßest, dort im Spiegel, deine Federn putztest, mitten unter ihnen, im Gesang. Übersetzung von Klaus Anders
TIL EN DØD LINERLE PÅ BALKONGEN Det var ikke smellet i vinduet som skremte meg, nei, men det vedvarende, nøytrale kvitteret fra dine etterlatte da jeg kom ut – som om de ville mane frem en fortsettelse der ingen fortsettelse fantes; som om du virkelig satt på en gren der inne i speilet og stelte fjærene, midt iblant dem, i sangen.

Aus Ulrik Farestad (*1984), Sangen og katastrofen, Bokvennen, Oslo 2017. Die deutsche Übersetzung von Klaus Anders stammt aus Ulrik Farestad, Staub, Sterne, Pixel, Edition Rugerup, Berlin 2018.

Gedicht der Woche. 52 Gedichte durch das Jahr

Seit den ersten Niederzeichnungen mit Felszeichnung und Runeninschrift, genießt die Dichtung und die Poesie eine starke Stellung in Norwegen. Durch die wöchentliche Präsentation eines Gedichts im Jahr 2019, möchten wir die Qualität und Vielfältigkeit der norwegischen Poesie beleuchten. "Gedicht der Woche" stellt 52 Gedichte vor, die vom Jahresablauf und den wechselnden Jahreszeiten inspiriert sind. Die Auswahl ist von Annette Vonberg und Tone Carlsen getroffen worden und umfasst Lyrik von den ersten Handschriften bis hin zu zeitgenössischer Poesie.

Gedicht der Woche