Ein Tag im Leben eines Schriftstellers: Jostein Gaarder

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Porträt
Geschrieben von Alva Gehrmann

Tauchen Sie ein in "Gaarders Welt".

Alva Gehrmann im Gespräch mit Jostein Gaarder, Foto: Einar Aslaksen

Jostein Gaarder (*1952) ist einer der erfolgreichsten Schriftsteller Norwegens. Weltberühmt wurde er mit dem Jugendroman Sofies Welt. Das 1991 erschienene Buch hat sich bis heute 45 Millionen Mal verkauft und wurde in 64 Sprachen übersetzt. Seitdem schrieb er zahlreiche weitere Werke wie „Das Kartengeheimnis“ und zuletzt „Ein treuer Freund“. Gaarder war viele Jahre Philosophielehrer in Bergen und lebt heute als Schriftsteller am Rande Oslos. Hier erzählt er, wie sein typischer Tag aussieht, wenn er gerade an einem Roman arbeitet. In Norwegen ist kürzlich das Werk „Akkurat passe. En liten fortelling om nesten alt“ erschienen – „Genau richtig. Eine kleine Erzählung über fast alles“. Auf Deutsch wird es 2019 veröffentlicht.

Morgens

Sein Arbeitstag beginnt nie vor 11 Uhr. „Viele Autoren arbeiten von neun bis fünf Uhr, ich bewundere sie für ihre Disziplin“, sagt Gaarder. Er könne so nicht arbeiten. Am Morgen trinkt er erst mal in Ruhe eine Tasse Kaffee und hört den Kultursender NRK2. Danach duscht er.

11 Uhr

Im großen Büro seines Wohnhauses findet Gaarder Ruhe. Wenn er in einer Schreibphase ist, versucht er alles andere auszublenden. „Bevor ich die ersten Zeilen in den Computer tippe, habe ich den Roman bereits in Gedanken geschrieben.“ Die Geschichte wird wochenlang bei ausgedehnten Spaziergängen entwickelt. „Wie einst die Philosophen in der Antike, kann auch ich meine Gedanken nicht ohne meinen Körper bewegen.“ Meist arbeitet er den ganzen Tag im Büro, es sei denn er hat eine Schreibblockade.

13.30 Uhr

Sollte ein Problem in der Romanhandlung auftauchen, z.B. dass er nicht weiß, wie seine Charaktere in einer Szene reagieren, dann spaziert Gaarder durch die angrenzenden Wälder der Nordmarka. „Unter der Woche gehe
 ich tagsüber manchmal mehrere Stunden ohne jemanden zu treffen – außer vielleicht ein Reh oder einen Elch. Ich liebe diese Einsamkeit.“

16 Uhr

Wenn er wieder nach Hause kommt, hat er stets eine Lösung gefunden. Zusätzlich gestärkt durch ein Butterbrot, setzt er sich erneut an den Arbeitsplatz und lässt nebenbei YouTube-Videos mit Klavierkonzerten von Grieg, Rachmaninow oder Tschaikowski laufen. „Als Autor besteht die Arbeit nicht nur darin, Gedanken in Worte zu fassen, sondern es gibt etliche technische Abläufe. Für diese Phasen hebe ich mir anspruchsvolle Opern auf.“

19 Uhr

Die Abendnachrichten bei NRK beenden die Schreibzeit. „Im Anschluss mache ich für meine Frau Siri und mich das Abendessen. Es ist stets meine Aufgabe“, sagt er. „Siri arbeitet inzwischen auch zu Hause, jeder hat seinen eigenen Bereich.“

21 Uhr

Zum Abendessen kommen regelmäßig die beiden erwachsenen Söhne mit deren Familien vorbei. „Dann bin ich nur glücklich, ein bisschen in meiner Arbeit gestört zu werden.“ Gaarder hat fünf Enkelkinder.

23 Uhr

In den späten Stunden beantwortet er die wichtigsten E-Mails. „Denn ich möchte am Abend Tabula rasa machen, das ist gut für meinen Schlaf.“ Und so kann er am nächsten Morgen befreit und aufnahmebereit wie ein unbeschriebenes Blatt weiterarbeiten.

Die Bücher von Jostein Gaarder sind in deutscher Übersetzung von Gabriele Haefs im Carl Hanser Verlag erschienen.

Für mehr Information

Hanser Literateraturverlage: Jostein Gaarder

Oslo Literary Agency: Jostein Gaarder

Books from Norway: Jostein Gaarder

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