Heute präsentieren wir den Schreibtisch von Erling Kagge. "Ein Schreibtisch wie auf hoher See", findet Alva Gehrmann, die den Schriftsteller und Verleger interviewt hat.
Erling Kagge ist der erste Mensch, der zu Fuß alle drei Extrempunkte der Welt – den Nordpol, Südpol und Mount Everest – erreichte. Dieser Erfolg, errungen in den 1990er Jahren, ebnete ihm dem Weg, sich neuen Abenteuern zu widmen. Seit über 20 Jahren sammelt er zeitgenössische Kunst und führt den Kagge Verlag, in dem auch seine Bücher Stille. Ein Wegweiser und Gehen. Weiter gehen erschienen sind (beide in deutscher Übersetzung von Ulrich Sonnenberg im Insel Verlag erschienen).
Der 55-Jährige wohnt mit seiner Familie im Nordwesten Oslos. Das denkmalgeschützte Haus im Stil des Funktionalismus ist in maritimen Blau gestrichen. „Die Architekten hatten ein Faible fürs Meer“, sagt Kagge. „In meinem Büro fühle ich mich wie auf der Brücke eines Schiffes.“ Sein Schreibtisch ist aufgeräumt, durch die halbrunde Fensterfront sieht man den noch im Dunkeln liegenden Garten. „Sobald ich zu Hause Ruhe habe, setze ich mich an den Tisch und schreibe“, erzählt er.
Eingerahmt von wärmenden Bücherwänden blickt der Autor nun hinaus. Auf dem Fensterbrett steht neben Fotos seiner drei Töchter eine weitere Erinnerung: Ein Flaschenschiff „Das wurde mir in den Neunzigern nach einem Talk im Hamburger Übersee-Club geschenkt. Es erinnert mich an meine Kindheit, als ich mich fragte, wie die Schiffe eigentlich in die Flaschen kommen.“ In Wintertagen wie diesen erleuchtet neben einer kleinen Lampe am Arbeitsplatz auch die Lichtinstallation „Homage to P. Schatz“ des dänisch-isländischen Künstlers Olafur Eliasson sein Büro.
Kagge glaubt, dass alle Menschen geborene Entdecker sind. Im Alltag besteht seine Erkundungstour meist aus einem Spaziergang zu seinem drei Kilometer entfernten Verlag in der Innenstadt. Der dortige Schreibtisch ist das komplette Gegenteil. Neben seinem Computer stapeln sich hohe Berge von Manuskripten und Notizen, auf dem Boden liegen kreuz und quer Bücher. Die unterschiedlichen Arbeitsplätze, sie sind wohl die beiden extremen Pole seiner literarischen Kreativität.
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