17. Mai: Der norwegische Nationalfeiertag

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Geschrieben von Visit Norway

Hurra! Heute ist 17. Mai, der norwegische Nationalfeiertag und das wird von den Norwegern ganz groß gefeiert!

17. Mai auf der Karl Johans gate in Oslo, Foto: Asgeir Helgestad, visitnorway.com

In jedem Land gibt es Feste, deren Bedeutung man Fremden nur schwer erklären kann: „Heiligabend“ bedeutet für viele Deutsche mehr als nur 24. Dezember, „Thanksgiving“ für die meisten Amerikaner nicht nur das kirchliche Erntedankfest. Mit diesen Festen verbinden sich viele Kindheitserinnerungen, Familientraditionen, Musik, Gerüchen, Bildern und nicht zuletzt Mahlzeiten.

Für NorwegerInnen ist dieses Fest „syttende mai“, der 17. Mai; der Nationalfeiertag. Er erinnert an den 17. Mai 1814, an dem die Nationalversammlung die norwegische Verfassung verabschiedete, die zu ihrer Zeit eine der demokratischsten und weitreichendsten Verfassungen der Welt war.

Norwegen feiert an diesem Tag sich, seine Unabhängigkeit, seine Freiheit und seine Kinder – und zwar so: Um acht Uhr morgens treffen sich HonoratiorInnen und BürgerInnen an Denkmälern und Gräbern bedeutender NorwegerInnen. Die Flagge wird gehisst, Reden gehalten, Kränze mit rot-weiß-blauen Schleifen niedergelegt, die Nationalhymne gesungen. Danach geht es zu einem gemeinsamen Frühstück, um sich für den Höhepunkt des Tages zu stärken: Den Kinderumzug, bei dem die kleinen Schulkinder Fähnchen winkend und singend durch die Straßen laufen. Mittendrin marschieren Musikerzüge, denn jede norwegische Schule hat eine Schüler-Musikkapelle. Erwachsene und Kinder stehen am Straßenrand, ebenfalls mit Fahnen winkend und bestens gelaunt, an manchen Orten gehen auch Erwachsenen im Zug mit.

In Oslo ziehen mehr als 100 Schulklassen über die Karl Johans gate zum Schloss, dort laufen sie unter Hurrarufen an einem Balkon vorbei, auf dem die Königsfamilie steht. Königin und Kronprinzessin stets mit Hut (also ohne Krone), König und Kronprinz nicht in Uniform, sondern in dunklen Anzügen und Zylinder. Am Ende des Zuges kommen die AbiturientInnen, sie tragen rote Overalls und krabbeln - einem Brauch folgend - auf allen Vieren an ihrem Monarchen vorbei.

Danach finden Gottesdienste statt, die durchweg gut besucht sind. Nachmittags veranstalten alle Schulen Spiele, und da es ein Fest für die Kinder ist, bestimmt deren Geschmack, was gegessen und getrunken wird: Eis, Würstchen und Limonade. Erwachsene feiern in Restaurants oder zu Hause. Nicht zu sehen auf den Straßen sind Betrunkene; es ist in Norwegen ja grundsätzlich verboten, in der Öffentlichkeit Alkohol zu trinken.

Es gibt weder Militärparaden noch Formationsflüge, keine Veteranen, keine Prominenten, es werden auch keine Fahrten der Königsfamilie oder des Ministerpräsidenten im offenen Wagen an salutierenden Soldaten und Untertanen vorbei. (Eine Ausnahme bildet der Umzug in der Stadt Bergen, dort besteht der Umzug nicht aus Kindern, sondern aus Vertretern von Vereinen, Studenten und Amtsträgern).

Der 17. Mai ist ein Tag, den die NorwegerInnen in festlicher Kleidung begehen, mit einer Schleife in den Landesfarben an der Brust. Vor allem aber ist dies der Tag der Trachten. Es gibt etwa 450 verschiedene Trachten in Norwegen. Die Tracht wird zudem nicht als wunderliches Relikt der Vergangenheit betrachtet. Im Gegenteil: Weit über die Hälfe aller Norwegerinnen und gut zehn Prozent der Norweger tragen zu Festtagen die Tracht der Region, aus der sie stammen, Tendenz steigend. Inzwischen ist es üblich, dass junge Mädchen zur Konfirmation eine Tracht bekommen. Das ist ein aufwändiges Geschenk, denn eine handgefertigte Tracht kostet zwischen 2.000 und 10.000 Euro.

Doch nicht nur die NorwegerInnen tragen zum 17. Mai ihre Trachten – inzwischen tun das auch viele Menschen, die aus anderen Ländern nach Norwegen gekommen sind, seien es InderInnen, die in Sari und Nehru-Jacke den 17. Mai feiern, Russinnen in kostbar besticktem Rot, Schotten im Kilt oder Koreanerinnen in ihrer Tracht, dem hanbok. Untersuchungen haben gezeigt, dass mittlerweile 90 Prozent der Menschen, die nach Norwegen eingewandert sind – egal ob aus europäischen oder außereuropäischen Ländern, diesen Tag feiern.

Einer der ungewöhnlichsten 17.-Mai-Umzüge führt auf den Hardangerjøkulen- Gletscher. Dazu fährt eine beachtliche Teilnehmerschar mit der Bergenbahn (der Bahnstrecke, die Oslo mit Bergen verbindet) zur höchstgelegenen Bahnstation Finse und wandert von dort mit Flaggen und in Trachten hinauf auf den fast 1900 Meter hohen Gletschers. Zur Tradition gehört auch, dass eine stattliche Birke mitgebracht und auf dem Gletscher aufgestellt wird.

Grundsätzlich gilt: Wo immer auf der Welt zwei, drei oder mehr NorwegerInnen versammelt sind, an ihrem Nationalfeiertag schließen sie sich zusammen und machen einen Umzug.

Sie ziehen durch die Straßen von Bombay, Rio, Johannesburg, Paris oder Berlin, schwenken ihre Fähnchen, singen laut ihre Nationalhymne und tragen den Stolz auf ihr Land hinaus in die Welt. Denn: Ein 17. Mai ohne Nationalhymne, Fähnchen und Umzug? Ohne Sackhüpfen, Eis und Limonade für die Kinder? Undenkbar. Denn der syttende mai ist für einen Norweger mindestens so wichtig wie Weihnachten.

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