Oslo ist in vielfacher Hinsicht eine eher untypische Hauptstadt. Zum einen ist es mit etwa 640.000 Einwohnern im internationalen Vergleich kaum mehr als eine Kleinstadt, zudem ist es auch die kleinste der drei skandinavischen Hauptstädte.
Zum anderen ist Oslo dank seiner einzigartigen Lage zwischen Meer und Gebirge die einzige größere Stadt in Europa, die innerhalb ihres Stadtgebiets über Möglichkeiten für Wasser- wie Wintersport verfügt und die obendrein eine echte Wildnis vorweisen kann.
Vom Zentrum aus fährt man in 20 S-Bahn-Minuten an den Rand riesiger Ski- und Wandergebiete, zur sommerlichen Ferienidylle auf den Inseln im Oslofjord gelangt man – zum Preis eines Straßenbahnfahrscheins – auf normalen Fähren.
Oslo ist aber auch eine Kulturstadt, mit mehreren großen Theater, einer neuen Oper und weltberühmten Museen. Als einzige wahre Großstadt des Landes verfügt Oslo über erstklassige Restaurants, ein facettenreiches Nachtleben, eine frische Kulturszene. Oslo ist außerdem Norwegens Studentenhauptstadt, denn hier sind neben der Universität auch die Architektur- und Designhochschule sowie die Kunst-, Musik- und Sporthochschule angesiedelt
Stadt im Wandel
Der Bauboom der letzten 30 Jahre hat die älteste Hauptstadt Skandinaviens deutlich verändert. In den Gassen von Gamleby, der Altstadt neben der Festung Akershus, finden sich Relikte des historischen Oslo. Wenige Gehminuten entfernt aber entstand schon vor drei Jahrzehnten auf einem ehemaligen Werftengelände der neue Stadtteil Aker Brygge. Das ist immer noch eine der interessantesten Adressen der Stadt. Direkt am Fjord liegen dort attraktive Wohnungen neben erstklassigen Cafés und Restaurants, Ladengeschäften und Hotels. Die allerneueste "In-Adresse" der Stadt liegt südlich von Aker Brygge. In dem neu erschlossenen Stadtteil Tjuvholmen entstanden neben Hotels, Büros und Läden auch 1.200 Wohnungen. Im September 2012 wurde ein spektakulärer Museumsneubau des Architekten Renzo Piano eröffnet, Auftraggeber ist das private Astrup Fearnley Museum of Modern Art. Tjuvholmen ist nur ein kleiner Teil einer umfassenden städtebaulichen Umgestaltung:
Auf der ganzen Länge des städtischen Fjordufers, wo früher eine Hafen- und Industrieanlage neben der anderen lag, entstehen aktuell Wohn- und Bürogebäude sowie einige kulturelle Großprojekte: Ein neues Nationalmuseum, ein neues Munch-Museum, eine neue Stadtbibliothek. Die so entstandene neue Skyline von Oslo hinter dem ebenso futuristischen Operngebäude nennt sich Barcode.
Der städtebauliche Neuaufbruch macht auch vor Wahrzeichen nicht halt. Eines von zwei Symbolen für das alte Oslo war die traditionsreiche Holmenkollen-Skischanze, das Wahrzeichen der Olympischen Winterspiele 1952. Sie wurde 2008 abgerissen. 2011 wurde am gleichen Ort eine neue Sprungschanze eröffnet.
Das zweite Symbol der Stadt ist das Rathaus. Dieses trutzige, eigenwillige Klinkergebäude von 1950 errang vor einigen Jahren bei einer Befragung unter Norwegern gleich zwei erste Plätze: Als das schönste und das hässlichste Gebäude der Stadt. Dort – nicht im Schloss – findet alljährlich am 10. Dezember die Verleihung des Friedensnobelpreises statt. Er wird den PreisträgerInnen, in Anwesenheit des norwegischen Königs, vom Leiter des norwegischen Nobelkomitees überreicht.
Doch Sprungschanze und Rathaus wurden, kaum war es fertiggestellt, in Sachen Beliebtheit und Bekanntheit vom neuen Opernhaus verdrängt. Das blendend weiße Gebäude im ehemaligen Hafenviertel Bjørvika, ein Entwurf des norwegischen Architekturbüros Snøhetta, ist so spektakulär, ja genial, dass es seit seiner Fertigstellung im Jahr 2008 so etwa alle Architekturpreise gewonnen hat, die es zu gewinnen gibt.
Völlig anders als die eher schicken neuen Stadteile im Zentrum sind die Szeneviertel Grünerløkka und Grønland im Osten der Stadt. Die ehemaligen Arbeiterviertel sind inzwischen bevorzugte Wohnorte der Jungen und Kreativen. Dort ist eine moderne Mischung aus (preiswerten) Kneipen, Cafés, Restaurants, Bioläden, Boutiquen und Kramläden entstanden, aber mit der Attraktivität der Gegend sind auch die Wohnungspreise sprunghaft angestiegen.
Oslo wurde in den letzten Jahren mehrfach als teuerste Stadt der Welt bezeichnet. Doch nicht alles ist teuer: Mit dem preiswerten Oslo-Pass etwa ist der Eintritt in zahlreiche Museen ebenso kostenlos wie Fahrten mit der TRIKK („Straßenbahn“) und anderen öffentlichen Verkehrsmitteln. In vielen Kneipen und Restaurants bekommt man ein preiswertes Bier und bezahlbares Essen, die Hotelübernachtungen könnte man im Vergleich zu anderen Hauptstädten als geradezu erschwinglich bezeichnen. Oslo ist übrigens eine außerordentlich touristenfreundliche Stadt: Das Zentrum ist klein, nahezu alle Sehenswürdigkeiten sind gut zu Fuß zu erreichen, für alle anderen Ziele gibt es Busse, Straßenbahnen und eine gut ausgebaute Untergrundbahn („T-Bane“).
Historisches und Sehenswertes
Die Stadt wurde um das Jahr 1000 am Ende des Oslofjordes, der damals Viken hieß, gegründet. Sie ist seit dem Mittelalter Königssitz (zuvor war es Trondheim). 1536 kam das Land unter dänische Herrschaft, 1624 wurde Oslo, nach König Christian IV., in Christiania umbenannt, später hieß es Kristiania. Erst 1924, 19 Jahre nach der völligen Unabhängigkeit des Landes, bekam Norwegens Hauptstadt ihren ursprünglichen Namen zurück.
Oslo ist Sitz der norwegischen Regierung. Das Parlamentsgebäude liegt auf einer leichten Anhöhe an einem Ende der Karl Johans gate, der wichtigsten Straße der Stadt. Am anderen Ende dieser Straße, etwas höher als das Parlament, steht das 1849 fertiggestellte Schloss. Dort wohnt die Königsfamilie. Der Schlosspark aber ist eine öffentliche Grünanlage für alle OsloerInnen und BesucherInnen der Stadt, ein Treffpunkt für Jung und Alt. Direkt am Schloss findet täglich 13.30 Uhr die Wachablösung statt, im Sommer sind einige Teile des Schlosses für BesucherInnen geöffnet.
Ebenso beliebt für Spiel, Picknick und Sonnenbaden ist der Frognerpark. Er wird auch Vigelandspark genannt, denn er ist ebenso eine innerstädtische Grünfläche wie ein Freilichtmuseum für das gigantische Werk des Bildhauers Gustav Vigeland. Im Park verteilt stehen 192 zum Teil monumentale Skulpturen mit insgesamt 650 Figuren, die den Lebenskreis des Menschen darstellen. Das Ensemble entstand in den 1920er Jahren.
Der Künstler Edvard Munch vermachte seinen gesamten Nachlass „seiner“ Stadt. Die Arbeiten sind in mehreren Museen der Stadt zu sehen, vor allem natürlich im Munch-Museum. Seit vielen Jahren wird ein größeres und repräsentativeres Museum geplant, das nun im neuen Stadtteil Fjordbyen („Die Fjordstadt“) gebaut wird, in dem auch die eingangs erwähnten Gebäude des BARCODES stehen.
Viele Einrichtungen und Museen der Stadt widmen sich unterschiedlichen Aspekten von Norwegens Geschichte. Seine Seefahrertradition ist Thema des Wikingerschiff-, des Kon-Tiki- sowie des Fram-Museums. Die bildende Kunst ist im Nationalmuseum vertreten, die Zeit der deutschen Besatzung ist das Thema des Hjemmefrontmuseums. Aber auch kleinere Ausstellungsorte wie das Theatermuse-um, das Architekturmuseum, das Internationale Kinderkunstmuseum, das Ibsenmuseum oder das neue Jüdische Museum bereichern das kulturelle Leben.
Infrastruktur
Die Lage am Fjord erlaubt eine besondere Form der Verkehrsanbindung: Oslo ist von Deutschland (Kiel) und Dänemark (Frederikshavn, Kopenhagen) aus per Fähre erreichbar. Vier Stunden lang fahren die Schiffe durch den immer schmaler werdenden Oslofjord – und ankern dann praktisch mitten in der Stadt.
Oslo hat einen internationalen Flughafen („Oslo Lufthavn“, IATA-Code OSL) sowie mit Torp-Sandefjord und Rygge zwei weitere Flughäfen in der weiteren Umgebung, die vor allem von Billigfluglinien angeflogen werden. Vom Hauptbahnhof aus verkehren Züge in alle Regionen des Landes sowie nach Schweden und Dänemark. Die Stadt selbst verfügt über ein gutes Netz aus Untergrundbahn, Straßenbahn und Bussen.